CDU wählt morgen ihren neuen Chef
Jörg Geerlings und Michael Werhahn haben beide ihre Befürworter.
Neuss. Der beinharte CDU-interne Wahlkampf bereitet Tobias Goldkamp (37) große Sorgen. „Ich kann mit beiden“, sagt der designierte Schatzmeister im Vorfeld der Entscheidung, wer die Neusser CDU in Zukunft anführen soll, „aber es kann nur Einen geben.“ Heißt der Vorsitzende wie seit 2005 Jörg Geerlings (43)? Oder setzt sich sein Herausforderer Michael Werhahn (65) durch? Einer wird siegen. Einer wird verlieren. „Wunden dürfen nicht zu Narben werden“, sagt Goldkamp. Er selbst steht loyal zu Jörg Geerlings („Er ist nicht der Sündenbock für verlorene Wahlen“). Seine Kandidatur als Schatzmeister unterstützt aber auch Michael Werhahn. „Ich möchte für ein menschlich anständiges Klima in der Partei eintreten“, sagt Goldkamp, der bisher stellvertretender Parteivorsitzender ist.
Morgen Abend sind 1350 Mitglieder aufgerufen, einen Vorsitzenden zu wählen. An der Basis rumort es, in Mitgliederversammlungen ging es um Analysen und Konsequenzen der Wahlschlappen, um eine neue inhaltliche Positionierung. Morgen tritt der Vorstand geschlossen zurück, um vorgezogene Wahlen zum Führungsgremium zu ermöglichen. Dabei kommt es zu einer Kampfabstimmung um den Chef-Sessel. Amtsinhaber Jörg Geerlings stellt sich erneut zur Verfügung; Michael Werhahn bietet sich als personelle Alternative an.
Doch das Bewerber-Duo steht nicht allein. Beide bewegen sich in einem Kosmos von Sympathisanten, die in (sozialen) Netzwerken mehr oder weniger offen für einen der Beiden Stellung beziehen. Dabei sieht Andreas Hamacher (33) die Gefahr einer Spaltung der Partei. Er bekennt sich klar zu Jörg Geerlings, tritt auch erneut als stellvertretender Vorsitzender an, sagt aber auch: „Jeder sollte sich als eigenständige Persönlichkeit für die Partei zur Verfügung stellen.“
Michael Werhahn ist bei seinem Griff nach dem Vorsitz der Kopf eines Kernteams, zu dem unter anderem die Vorsitzende der Frauen-Union, Jutta Stüsgen (52), der ehemalige JU-Chef Sebastian Ley (30) und der Chef der CDU-Kreistagsfraktion, Dieter W. Welsink (58), gehören. Welsink, der gestern Morgen von einem Südafrika-Aufenthalt zurückkehrte, lobt bei Werhahn die „spürbare Führungserfahrung und klare Arbeitsstruktur“, endlich werde wieder „inhaltlich, politisch und strategisch“ diskutiert und „Ziele angesteuert“.
Zu den Werhahn-Unterstützern zählt auch Helga Koenemann (62). Die Vorsitzende der Ratsfraktion, die sich „persönlich und nicht als Fraktionschefin“ positioniert, erwartet von Werhahn, „dass er in Zusammenarbeit mit der Ratsfraktion wieder Sachthemen vorantreibt, die das CDU-Profil schärfen.“ Minister Hermann Gröhe (55) hält sich aus dem Wahlkampf um den Vorsitz heraus: „Mitglieder brauchen keine Bevormundung durch den Abgeordneten.“
Als Fan von Jörg Geerlings ist derweil die 73 Jahre alte Ratsfrau Waltraud Beyen („Die Fehler hat der Vorsitzende nicht allein gemacht“) unterwegs. Ihr gefällt wie Geerlings den Bürgern und den Mitgliedern zuhört. Dagmar Betz (58), die als Mitgliederbeauftragte („Egal unter welchem Vorsitzenden auch immer“) kandidiert, ist sich sicher, dass die Mitglieder „den besseren Vorsitzenden und die besseren Bewerber wählen“ und „nicht eine zuvor ausgesuchte Gruppe“.