Hallen für Flüchtlinge kurz nach dem Aufbau beschädigt

Die Polizei schließt Fremdenfeindlichkeitnicht aus. Der Staatsschutz ermittelt.

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Grevenbroich. Bis zu zwei Meter lange Schnitte klaffen in den Dachplanen von zwei der vier Leichtbauhallen, die derzeit für die neue Flüchtlingsunterkunft am Hagelkreuz errichtet werden. Laut Polizei müssen die Täter in der Nacht zum Samstag auf das Gelände gelangt sein. „Vor dem Hintergrund, dass die Hallen als Flüchtlingsunterkunft dienen sollen, wurde der Staatsschutz Düsseldorf eingeschaltet“, heißt es bei der Polizei in Neuss. „Ein fremdenfeindlicher Hintergrund wird nicht ausgeschlossen. Die Ermittlungen stehen ganz am Anfang“, erklärte Polizeisprecher Andreas Czogalla in Düseldorf. Der Staatsschutz ermittelt, wenn der Verdacht auf politisch motivierte Kriminalität besteht.

„Ich war fassungslos, als ich davon erfuhr“, sagte gestern Bürgermeister Klaus Krützen. „Ich bin mir sicher, dass es sich um eine fremdenfeindliche Tat handelt. Jeder weiß, dass dort Asylbewerber einziehen sollen.“ Die Stadt habe nun ein Sicherheitsunternehmen mit Kontrollen beauftragt.

In vier Wochen soll die aus vier Hallen bestehende Flüchtlingsunterkunft auf der großen Wiese am Hagelkreuz bezugsfertig sein. Sie wird Platz für 160 Asylbewerber bieten. Hans-Georg-Späth von „Zelte und Hallen Späth“, der die Hallen im Auftrag der Stadt errichtet, ist entsetzt: „Ich möchte wissen, wer das gemacht hat.“ Der Noithausener Unternehmer will 5000 Euro Belohnung für Hinweise aussetzen, die zur Ermittlung der Täter führen.

Am Samstag kurz vor acht Uhr hatte Späth einen Anruf seiner Mitarbeiter erhalten. „Am Freitag hatten wir bis 19 Uhr alle Hallen mit Planen versehen. Am nächsten Morgen wollten meine Mitarbeiter ein Fahrzeug abholen und entdeckten den Schaden. Die Planen warden gerade zwölf Stunden montiert, vermutlich sind wir bei der Arbeit beobachtet worden“, so Späth.

Der finanzielle Schaden liege „im fünfstelligen Bereich“. Mehr als 30 Schnitte weisen die weißen Planen auf, an manchen Stellen hängen beschädigte Stücke am 3,50 bis 4,50 Meter hohen Dach herunter. „Es könnte sein, dass die Täter ein Messer auf eine Stange gesteckt und die Dächer aufgeschlitzt haben. Eine Leiter oder ähnliches hatten wir nicht dort gelassen“, erläutert Späth. „Die Planen sind hin, sie müssen erneuert werden.“ Was den 53-Jährigen wütend macht: „Ich weiß nicht, ob die Tat einen fremdenfeindlichen Hintergrund hat. Aber es ist auf jeden Fall eine Unverschämtheit. Die Stadt bemüht sich, neue Unterkünfte zu bauen und Turnhallen wieder für deren eigentlichen Zweck frei zu bekommen, und dann wird das sabotiert.“ Ob der Zeitplan fürs „Flüchtlingsdorf“ gehalten werden kann, weiß Späth noch nicht. „Ich muss mich erkundigen, wie die Lieferzeiten für die Planen sind.“