City-Trödel: Brauchbares und Überflüssiges
Suchen und Feilschen am Muttertag: Das wechselhafte Wetter schreckte wahre Schnäppchen-Jäger gestern nicht ab.
Neuss. Elvis-Schallplatten, bemalte Tontöpfe, Groschenromane, Weihnachtsbaumkugeln und zehn Jahre alte Rollerblades — Flohmärkte gleichen einem Chaosmeer, und doch hat die Schatzsuche zwischen Trödel und Tapeziertisch seinen besonderen Reiz. Viele Besucher schlendern am Muttertag über den City-Trödelmarkt auf Markt, Freithof und Hauptstraßenzug. Die Stimmung ist gut, das Wetter wechselhaft.
Eine Aachenerin hat vor der Commerzbank ihre Tische aufgebaut. Kinderspielzeug, bunte Schalen aus Murano-Glas und Tiffany-Lampen stehen zum Verkauf. „Es läuft schleppend, viel habe ich noch nicht eingenommen“, sagt die Gelegenheitströdlerin ein wenig deprimiert. „Das ist hektisch. Bei jeder schwarzen Wolke muss ich gleich die Planen rausholen“, seufzt sie.
Am Stand nebenan läuft es noch nicht viel besser, aber der Verkäufer aus Erfttal ist ein alter Hase. Er bringt nicht nur viel Verkaufserfahrung von anderen Trödelmärkten mit, sondern bietet mit seinen gerahmten Radierungen von Obertor und St. Quirin auch Lokalkolorit. Die Bilder kosten ab 25 Euro aufwärts. Wie viel er verkauft, sei nicht so wichtig. Ihm mache es einfach Spaß, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, sagt der passionierte Sammler.
Es ist nicht ganz so voll wie in den Vorjahren, richtiges Gedränge gibt es nur dort, wo die Sitzgelegenheiten der Cafés den Durchlass verengen. Viele Neusser genießen ihren Cappuccino auf Markt oder an der Neustraße und betrachten das Flohmarkttreiben entspannt aus der Ferne.
Echte Fans schauen sich ausgiebig um, bevor sie kaufen. Im Vorbeigehen hört man Sätze wie „Die Jacke ist außergewöhnlich, aber doch ein bisschen eng“. Eine ältere Dame greift zum Arztroman „Die Zeit und die Ewigkeit“ und fragt nach dem Preis. „1,50 Euro? Ach, das ist ja teuer“, sagt sie und legt das Buch sofort zurück.
Es gibt Besucher, die gar nicht vorhaben, Geld auszugeben, andere gehen gezielt vor. „Bei uns läuft es eigentlich ganz gut“, freuen sich Uschi und Eddi Peil aus Moers. Sie verkaufen unter anderem Schmuck, Lego-Spielzeug, Star-Wars-Figuren und Sammler-Puppen. Eine 20 Zentimeter große Schildkröt-Puppe etwa kostet 100 Euro. Die Trödel-Händlerin reagiert gelassen auf das Feilschen. „Etwa 80 Prozent der Kunden verhandeln über den Preis“, berichtet sie.
Uwe Reims hat sich ein Dart-Spiel gekauft. „5 Euro, ist doch nicht schlecht, oder?“, freut sich der Leverkusener. Julia Noth begutachtet auf einem Tisch kritisch das Sammelsurium an Kuriositäten. „Die Eierbecher nehme ich mit. Man weiß ja nie, wann mal wieder einer kaputtgeht“, sagt sie lachend und zückt ihr Portemonnaie.