Theater: Shakespeare-Komödie mit Kapitalisten

Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ feiert am Samstag im RLT Premiere.

Neuss. Fast auf den Tag genau zehn Jahre nach Hansjörg Utzeraths Inszenierung bringt das Rheinische Landestheater (RLT) am Samstag Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ auf die Bühne.

Für die Regie wurde Catja Baumann gewonnen, die mit Dramaturgin Alexandra Engelmann am RLT bereits erfolgreich „Liebe macht erfinderisch“ inszenierte. Doch da nicht nur im Leben, sondern auch im Theater nicht immer alles wie geplant läuft, sitzt in diesen letzten intensiven Probentagen jemand anderes auf ihrem Platz. Catja Baumann ist überraschend erkrankt und so sprang kurzerhand Intendantin Bettina Jahnke ein, um das Stück in Baumanns Sinn zur Premiere zu bringen.

Die Handlung ist rasch erzählt: Um bei ihrem Vater um die Hand der reichen Erbin Portia (Ulrike Knobloch) anhalten zu können, braucht der junge Bassanio (Richard Erben) einen größeren Geldbetrag. Sein Freund, Kaufmann Antonio (Henning Strübbe), möchte ihm helfen und leiht sich beim jüdischen Geldverleiher Shylock (Michael Putschli) die Summe.

Sollte es ihm nicht gelingen, den Betrag zurück zu zahlen, fordert Shylock ein Pfund Fleisch aus Antonios Körper. Tatsächlich gerät Antonio durch widrige Umstände in Geldnot und es kommt zu einer Gerichtsverhandlung, als Shylock die Schuld einklagt.

Die Inszenierung lässt die Handlung in zwei voneinander getrennten Welten und Wertsystemen spielen. Der modernen, kapitalistisch geprägten Welt von Antonio und Bassanio wird die eher märchenhaft surreale Umgebung Portias gegenübergestellt.

Die Figur des Juden Shylock stehe für ein traditionelles Wertesystem, sagt Jahnke. „Der Umgang mit dieser Figur erfordert nicht zuletzt vor dem aktuellen Hintergrund des NSU-Prozesses eine besonders hohe Sensibilität“, sagt die Intendantin.

“ Premiere ist am Samstag um 20 Uhr im Schauspielhaus, Oberstraße 95. Karten unter 2 0 21 31/26 99 33.