Clemens-Sels-Museum: Neusser zeigen ihre Schätze
Das Sels-Museum hat eine Wunderkammer eingerichtet: Zu sehen sind 70 Exponate aus Privatbesitz.
Neuss. An der Wand am Treppenabsatz hängen drei Gemälde nebeneinander. Das Größte von ihnen zeigt die Düsseldorfer Königsallee mit ihren schattenspendenden Kastanien. Das goldgerahmte Ölbild aus dem Jahr 1937 stammt von Akademie-Schüler Max Goll. Es ist Teil der Ausstellung „Neusser Wunderkammer“, die jetzt im Clemens-Sels-Museum zu sehen ist.
„Und hier rechts im Bild sind mein Urgroßvater, meine Großmutter und meine Großtante abgebildet“, erzählt Claudia Chehab in einem ganz selbstverständlichen Ton. Der Maler kannte ihren Urgroßvater, einen Filmverleiher, fügt sie erklärend hinzu. Die stellvertretende Leiterin des Neusser Stadtarchivs hat ihre aus dem Familienbesitz stammenden Bilder für die Schau zur Verfügung gestellt. Die Ausstellung basiert auf den privaten Schätzen von Neusser Sammlern und ist bis zum 15. April im Haus am Obertor zu sehen.
Nach dem Vorbild barocker Raritäten- oder Kuriositätenkabinette präsentiert das Museum im Jubiläumsjahr mehr als 70 Exponate aus dem privaten Fundus: Vom kostbaren expressionistischen Gemälde über naturgeschichtliche Kuriositäten bis hin zum stadt- und kulturgeschichtlich interessanten Objekt oder ganz persönlichen Erinnerungsstücken. Zur Eröffnung führte Museumsleiterin Uta Husmeier-Schirlitz mit Projektleiter Martin Langenberg gestern Mittag durch die Ausstellung. „Wir zeigen alles, was persönlich wertgeschätzt wird. Alles, was querbeet gesammelt wurde — von der Fossilie über Glaskeramik bis hin zu hochkarätigen Kunstwerken“, erläutert Uta Husmeier-Schirlitz.
Beim Rundgang öffnet sich dem Besucher ein weites Feld: Ausgestellt sind eine Glocke von der letzten Neusser Rheinfähre Uedesheim-Himmelgeist, eine Briefwaage, eine Bonbondose von 1920, Puppenaugen, eine Pusteblume in Kunstharz, ein Straußenei aus dem Eifelzoo Prüm und ein Haifischgebiss. Vollends schräg wird es mit einem Wolpertinger — einem Fantasiegeschöpf aus Tierpräparaten.
„Schon Herzog Albrecht gründete in Bayern eine der bedeutendsten Kunstkammern Europas, die mit über 6000 verschiedenen Gegenständen den Sammlungen der Habsburger oder denen der sächsischen Kurfürsten in Dresden ebenbürtig war“, erläutert Martin Langenberg die Ursprünge der fürstlichen Kunstkammern. „Auch viele Künstler des 20. Jahrhunderts wie Pablo Picasso, Marcel Duchamp oder Francis Bacon griffen die Idee später wieder auf: Sie machten aus ihren Ateliers Wunderkammern en miniature, mit Sammelsurien gefundener Artefakte und Naturalien.“
Zu den insgesamt neun Gemälden der Ausstellung gehören auch Werke von Julius Bretz oder Max Clarenbach, der für seine Erftlandschaften berühmt ist. Auch diese Bilder stammen aus einer privaten Sammlung.