Das Dormagener Hallenbad wurde früher fertig
Das Thema Schwimmbad spaltete die Dormagener: Die Freude über das neue Bad war groß, doch der Ärger über die Schließung des Nievenheimer Bads ebenso.
Dormagen. Dormagen heftet sich gerne das Etikett „Sportstadt“ ans Revers. Mutig, angesichts von Drittliga-Handball und nur minimalen internationalen Erfolgen von einstmals ruhmreichen Schwimmern und Leichtathleten. Aber eine Plakette hat sich die Stadt verdient: „Bäder-(Streit)-Stadt“. Denn es fehlt nicht viel und es wird zum dritten Mal binnen weniger Jahre ein Bürgerbegehren zum Thema Schwimmbad geben.
Dieser Streit, der aktuell zwischen Teilen der Bevölkerung und der Mehrheit des Stadtrates ausgefochten wird, verdeckt ein Glanzstück, das im zurückliegenden Jahr gelungen ist: der Bau eines neuen Hallenbads. Am vorletzten Wochenende im Juli war es soweit: Bürgermeister Erik Lierenfeld stieg ebenso in ein Kanu wie Bäder-Chef Klaus Schmitz und ließ sich zur Schlüsselübergabe ins Zentrum des acht Bahnen breiten Beckens paddeln. Dort überraschte er Ehrengäste und Besucher mit der frohen Finanz-Botschaft, dass die Baukosten mit 9,985 Millionen Euro sehr deutlich unter den geplanten 10,8 Millionen Euro blieben.
Nebenbei wurde „Sammys“, wie die Sportstätte in Erinnerung an die kuriose Alligator-Geschichte von vor mehr als zwei Jahrzehnten heißt, sieben Monate früher fertig als vorgesehen. Die geheime Botschaft lautet: Die Stadt kann auch pünktlich und finanziell passgenau bauen, wenn nicht die Tochter TBD die Führung hat und ein Projektsteuerer mit im Boot sitzt.
Mit dem Neubau thematisch eng verbunden ist die parallele Schließung des Nievenheimer Bads vor den Sommerferien. Der vom Zentrum unterstützte Protest gegen die Schließung mündete in einem Beschluss im Stadtrat, der ein Bürgerbegehren aus rechtlichen Gründen ablehnte und daher in der Sache überhaupt nicht abstimmte. Mehr als 7000 Unterschriften hatten die Initiatoren der IG Nievenheim, die sich für den Erhalt des Bads einsetzt, gesammelt. Diese Unterschriften überzeugten die Politik aber nicht. Jetzt muss das Verwaltungsgericht Düsseldorf über die Rechtmäßigkeit und damit letztlich über die Möglichkeit eines Bürgerentscheids befinden.
Dabei geht es auch ums Geld. Um viel Geld. Bürgermeister Erik Lierenfeld spricht von 850 000 Euro an Kredit- und Betriebskosten im Jahr für das Nievenheimer Bad, die Gegner widersprechen dieser Größenordnung. Die Diskussion beherrscht die Szenerie in einer Zeit, in der die Stadt endlich wieder Licht am Ende des Tunnels sieht und einen Haushalt zur Verabschiedung vorlegte, der ein Plus von nicht ganz 600 000 Euro aufweist. Ein dünnes Polster in schwierigen Zeiten mit dem Risiko noch nicht vorhersehbarer Belastungen bei den Themen Flüchtlingen und Kinderbetreuung.