Den Strom liefert die Sonne

2013 wird Marke von 500 000 Kilowattstunden durchbrochen.

Neuss. In den 80er Jahren wurden sie noch als unverbesserliche Idealisten, die an Hirngespinste glauben, belächelt und verspottet: Bürger, die in Eigenregie oder gemeinsam mit Gleichgesinnten Anlagen zur Gewinnung von regenerativen Energien errichteten, hatten es schwer, mit ihren Argumenten Gehör zu finden.

„Aber die Bewegung hat sich fortgesetzt, auch Stadtwerke und Energieriesen haben sich angeschlossen. Heute produzieren alle Anlagen zusammen bundesweit mehr als 20 Prozent des benötigten Stroms. Und auch an Neuss ist dieser Boom zum Glück nicht spurlos vorüber gezogen“, bilanziert Ralf Resch.

Resch ist Geschäftsführer der Bürgersolaranlagen an der St. Peter-Schule und am Nelly-Sachs-Gymnasium, die 2011 ihren Betrieb aufnahmen. Es waren die Anlagen Nummer drei und vier im Stadtgebiet. Allein die Bürgersolaranlage auf dem Dach des Gymnasiums erbringt eine Nennleistung von 63 Kilowatt Peak (kWp), einer in der Photovoltaik gebräuchliche, nicht normgerechte Bezeichnung für die elektrische Leistung von Solarzellen.

Bereits 2008 ging die Bürgersolaranlage an der Realschule Holzheim unter Beteiligung von 40 Bürgern, die gemeinsam die Investition stemmten, als erste ihrer Art in Neuss an den Start. 2010 folgte die Martin-Luther- und Kreuzschule. Mit dem Einstieg der Stadtwerke Neuss erlebte die Welle, regenerative Energie selbst zu erzeugen, weiteren Schwung.

Vorläufiger Höhepunkt war dann die Inbetriebnahme einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach einer Logistikimmobilie im Taubental im Frühjahr vergangenen Jahres durch die Stadtwerke. „Damit stieg die Nennleistung in Neuss auf 623 kWp“, erläutert Resch.

„2012 produzierten alle Neusser Anlagen gemeinsam rund 425 000 Kilowattstunden Strom im Jahr, also den Durchschnittsverbrauch von 110 Vier-Personen-Haushalten, und vermieden somit die Emission von 416 Tonnen CO2“, erklärt Resch. Da die größere der beiden Stadtwerke-Anlagen erst im April 2012 ans Netz ging, rechnet der Neusser ab dem laufenden Jahr mit einer Gesamtproduktion von über 500 000 Kilowattstunden Strom.

Neben dem Gewinn für die Umwelt spiele bei der dezentralen regenerativen Energiegewinnung vor allem auch die regionale Wertschöpfung eine wichtige Rolle: Bürger und Stadtwerke würden vor Ort investieren, regionale Betriebe profitierten von den Aufträgen und die Kommunen erzielten zusätzliche Steuereinnahmen, zählt Ralf Resch auf.