Die Glocken schweigen wohl bis Weihnachten

Im Turm der Quirinus-Basilika wird ein Schaden an der Gegenpendelanlage repariert.

Foto: L. Berns

Neuss. Das Glockengeläut der Quirinus-Basilika ist verstummt. Doch anders als im Mai 2012, als ein 500 Kilogramm schweres Gegenpendel der Quirinus-Glocke abriss, ist das Schweigen der sieben Glocken im Turm keine Vorsichtsmaßnahme. Nein, es nimmt ein „Happy End“ vorweg: Handwerker sind gerade damit beschäftigt, die Reparatur der Anlage vorzubereiten. Spätestens Weihnachten, so kündigt Monsignore Guido Assmann als Oberpfarrer an St. Quirin an, soll wieder das ganze Geläut zu hören sein — einschließlich der mit 5,7 Tonnen Gewicht größten Quirinus-Glocke. Sie alleine war seit jenem Unglückstag vor viereinhalb Jahren nicht mehr angeschlagen worden.

Diese lange Zeit erklärt Assmann mit einer Fülle von Gutachten, die das Erzbistum nach dem Unfall einforderte. Dabei schwang die Besorgnis mit, dass das Modell „Gegenpendelanlage“ an und für sich das Problem sein könnte. „Glocken gibt es seit Jahrhunderten“, sagt Assmann, solche Anlagen zur Neutralisierung der Belastungen und Fliehkräfte durch die schwingenden Glocken aber erst seit einigen Jahrzehnten. Vor rund 40 Jahren wurde sie im Quirinus-Münster eingebaut — und mehr oder weniger zeitgleich in rund 22 weiteren Glockenstuben im Erzbistum.

Das Ergebnis der Untersuchung war nach Angaben des Erzbistums beruhigend. Der Unfall in St. Quirin sei als Einzelfall zu werten, heißt es, verursacht durch Materialermüdung. Ein Bolzen — 2,4 Zentimeter breit und 70 Zentimeter lang — war am Himmelfahrtstag 2012 schlicht gebrochen, als die Glocken zum Gottesdienst riefen. Ein Teil des Gegengewichts der Quirinus-Glocke stürzte ab, durchschlug aber den Boden der Glockenkammer nicht.

Zu dieser Untersuchung kamen weitere. Bei einem statischen Gutachten war zunächst zu klären, ob das Stahlgerüst im Turm, an dem die Glocken letztlich hängen, diese Last überhaupt tragen kann. Es war in den aus Tuffstein gemauerten Turm eingefügt worden, nachdem dieser bei einem Brand im März 1914 regelrecht „ausgebacken“ war. „Das Gerüst wurde für die Glocken gebaut, aber nicht für die Glocken mal zwei“, sagt Assmann mit Blick auf die gleich schweren Gegenpendel. Doch die Statik stimmt.

Zuletzt wurde bei einem Schwingungsgutachten untersucht, ob wirklich jede der sieben Glocken mit einem solchen Pendel ausgestattet werden muss, oder ob es andere technische Lösungen gibt. „Es wurde aber festgestellt“, sagt Assmann nicht ohne Anerkennung, „dass vor 40 Jahren bei Konstruktion der Anlage alles richtig gemacht wurde.“ Es bleibt also dabei, allerdings werden alle Gegengewichte erneuert. Die Bolzen und Aufhängungen der Gegenpendel waren 2012 als Sofortmaßnahme ausgetauscht worden. Dabei war festgestellt worden, dass es für die Glocken zwar Checklisten für die Wartung gibt, nicht aber für die Gegenpendel. Das wird nun geändert und in den Wartungsverträgen festgeschrieben.

Die Reparatur wird etwa 100 000 Euro kosten, wobei der Eigenanteil der Gemeinde bei 30 Prozent liegt. Die in dieser Summe enthaltenen Gutachten zahlt jedoch das Bistum.