Große Hoffnung auf Tour de France
Neuss, aber auch Meerbusch und Kaarst haben eine Einladung nach Paris zur Verkündung der Etappenroute erhalten.
Rhein-Kreis. Sie reisen mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln an, doch sicher in ähnlich gehobener Stimmung: Ob der Neusser Sportdezernent Matthias Welpmann auf der harten Bank seines Zugabteils oder die gemeinsam reisenden Bürgermeisterinnen Ulrike Nienhaus (Kaarst) und Angelika Mielke-Westerlage (Meerbusch) im Sessel eines Flugzeugs — sie alle werden sich schon ein wenig als Sieger fühlen, wenn sie am kommenden Dienstag nach Paris fahren. Denn dort geben die Veranstalter der Tour de France die Streckenführung für die große Rundfahrt im Juli kommenden Jahres bekannt. Und die wollen alle drei in „ihre“ Stadt holen.
Bürgermeister Reiner Breuer spricht aus, warum die Einladung nach Paris im Neusser Rathaus großen Optimismus nährt: „Ich denke nicht, dass man uns einlädt, damit wir Meerbusch oder Kaarst gratulieren können.“
Doch offenbar lässt sich aus der Einladung nichts herauslesen oder in sie hineindeuten. Denn die Kolleginnen der Nachbarstädte, die sich ebenfalls als Durchfahrtsort beworben haben, haben ja auch Post aus Paris bekommen. Und nun reisen sie halt — „guten Mutes“, wie Meerbuschs Pressesprecher Michael Gorgs im Namen seiner Chefin betont. Konkurrenzgedanken möchte Ulrike Nienhaus nicht aufkommen lassen. „Ich sehe das als gemeinsame Aktion.
Reiner Breuer, Bürgermeister
Wir alle haben großes Interesse daran, das Beste für unsere jeweilige Stadt zu erreichen“, sagt die Kaarster Verwaltungschefin, die die Tour de France als „großes Event“ bezeichnet, das Kaarst gut zu Gesicht stünde. Vielleicht steckt hinter den Einladungen an alle Bewerber-Kommunen ja eine ausgeklügelte Geheimhaltungstaktik. Denn nachdem kurz vor Weihnachten des Vorjahres die Stadt Düsseldorf von der Amaury Sport Organisation (ASO) die Zusage erhielt, 2017 Startort der „großen Schleife“ zu werden, ließen sich die Veranstalter wenig entlocken. Klar ist, dass nach dem Prolog in Düsseldorf die zweite Etappe über Erkrath, das Neandertal und Mettmann zurück führt.
Klar ist auch, dass am gleichen Tag eine erste Sprintwertung in Mönchengladbach gefahren wird. Doch auf welchem Weg kommen die Radfahrer von Düsseldorf aus dahin?
Durch Neuss, sagen die Neusser. Aber das wünschen sich auch Meerbusch, Kaarst oder eben Krefeld. Vielleicht werden sie alle bedacht?
Neuss hatte seine Bewerbung erst abgegeben, nachdem Sponsoren gefunden worden waren, die die anfallenden Gesamtkosten übernehmen. Die werden auf etwa 100.000 Euro veranschlagt. Mit dieser Bewerbung, die der Bürgermeister Ende August — ganz stilecht — als Fahrradkurier im Düsseldorfer Rathaus abgegeben hat, waren Vorschläge für die Streckenführung gemacht worden.
Für den Fall, dass die Fahrer auf ihrem Weg von Düsseldorf nach Mönchengladbach zwar über Neusser Stadtgebiet aber nicht durch die Innenstadt kommen, hat die Verwaltung mit den Tourveranstaltern ein Rücktrittsrecht vereinbart. Weil Welpmann solche Details zur Strecke aus Paris aber auf keinen Fall mitbringen wird, bleibt offen, ob von dieser Option Gebrauch gemacht wird. Darüber würde frühestens am 27. Oktober im Hauptausschuss zu beraten sein.