Diskussion über „Sozialplan Alter“
Im Sozialausschuss wurde das rund 300 Seiten starke Werk den Politikern vorgestellt.
Kaarst. Rund 300 Seiten stark ist der „Sozialplan Alter“, der von der Forschungsgesellschaft für Gerontologie und dem Institut für Gerontologie an der TU Dortmund erstellt wurde. Die betroffene Zielgruppe hatte in den vergangenen zwei Jahren wiederholt die Gelegenheit, Anregungen einzubringen — sei es durch das Ausfüllen eines Fragebogens oder durch die Teilnahme an einer der Projektgruppen. Allerdings wurde bei der Vorstellung des Werks im Sozialausschuss auch schnell deutlich, dass von dem Plan keine Wunder erwartet werden können.
So gibt es beispielsweise keine eindeutige Aussage darüber, ob in Kaarst eine vierte Pflegeeinrichtung gebraucht wird. Professor Elisabeth Bubolz-Lutz wies darauf hin, dass man die Situation der Senioren nicht isoliert betrachten dürfe: „Ziel muss die Gestaltung der Zukunft für alle Generationen sein.“ Der moderierte Diskurs zu diesem Punkt müsse weiter fortgeführt werden.
Im Sozialausschuss wurde aber eine Entwicklung aufgezeigt, die alarmierend zu sein scheint: Lebten 2015 noch 2519 Menschen über 80 Jahre in Kaarst, so wird diese Zahl bis 2020 auf 3740 ansteigen und bis 2030 — so die Prognose — auf 5508. Trotzdem wird der Bau einer vierten Pflegeeinrichtung nicht empfohlen — es gelte der Grundsatz „ambulant vor stationär“. Es wird jedoch anerkannt, dass mit der ansteigenden Zahl der Menschen über 80 Jahre die Zahl der potenziell Pflegebedürftigen auch ansteigen könnte.
In der vorgelegten Expertise geht es immer wieder darum, Senioren nicht nur als mögliche Belastung zu sehen, sondern ihr Potenzial für ehrenamtliches Engagement zu nutzen. 48,8 Prozent der Befragten hatten angegeben, etwas für die Allgemeinheit zu tun, wenn die entsprechenden Strukturen vorhanden wären. Das Motto laute: Gemeinsam engagiert für eine lebenswerte Zukunft.
Elisabeth Bubolz-Lutz, Projektleiterin Elke Olbermann und Anja Gieseking, die die Ergebnisse jetzt vorstellten, setzen auf bürgerschaftliches Engagement. Eine zentrale Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Entwicklung von Quartieren — auch dabei geht es um die Übernahme von Verantwortung von Bürgern für Bürger.
Beate Kopp (FDP) erinnerte an die zunehmend schlechter werdende hausärztliche Versorgung und appellierte: „Auch wenn wir auf die Kosten achten müssen, dürfen wir die Würde der betagten Menschen nicht aus den Augen verlieren.“ Sozialdezernent Sebastian Semmler betonte, dass die hausärztliche Versorgung „definitiv keine kommunale Aufgabe ist, aber durchaus eine Problematik, der sich der Ausschuss und der Rat annehmen könnten, etwa durch den Bau eines Ärztehauses“. Hans-Georg Schell (CDU) zeigte sich enttäuscht: „Ein bisschen konkreter hätte ich die Handlungsempfehlungen schon gern gehabt.“ Reimer Schubert (CDU) bekannte: „Ich habe große Probleme mit der Statistik: Wenn 81 Prozent der Befragten angeben, sie hätten keine Langeweile, frage ich mich, wozu denn dann öffentliche Räume eingerichtet, unterhalten und finanziert werden sollen.“ Für Monika Hartings (SPD) ist der Sozialplan „eine gute Grundlage für unsere weitere Arbeit“. Die wichtigste Aufgabe ist für sie, Jung und Alt zu vernetzen.