Dormagen: Anti-Terror-Einsatz - Das lange Warten auf Rettung
Nicht alles gelang bei der groß angelegten Übung von Feuerwehr und Polizei.
Dormagen. Am Morgen danach herrschte fast so etwas wie Katerstimmung. Rund 400 Einsatzkräfte waren am Mittwochabend an der Katastrophenschutzübung auf dem TSV-Gelände beteiligt.
40 Verletzte sollten nach einem Anschlag mit einer radioaktiv-verseuchten Bombe geborgen und dekontaminiert werden. Stunde um Stunde zog sich die Übung hin, von der Kreisbrandmeister Reinhard Seebröker später sagte: "So sollte es nicht sein".
Was war passiert? Zunächst schien alles nach Plan zu laufen. Um 20.15 Uhr wurde der Notruf abgesetzt, rund 40 Verletzte lagen schreiend und wimmernd auf dem Boden und riefen um Hilfe. Umsonst. Denn bevor die Feuerwehrleute ins Gebäude stürmten, galt es, erst die radioaktive Strahlung zu messen und das Personal auszurüsten. Und das dauerte. Als sich die ersten Einsatzkräfte dem Gebäude näherten - vermummt mit grünen Schutzanzügen und Astronautenhelmen - wurde es drinnen unruhig.
Draußen wurde derweil die mobile Dekontaminationsanlage aufgebaut. Vor und hinter der Anlage errichteten Feuerwehrleute Zelte, in der Mitte wurde die Schleuse eingerichtet.
"Es gibt vorne einen Schwarzbereich, wo die Verseuchten aufgenommen werden, dann kommen sie durch die Schleuse und wenn sie dekontaminiert sind, geht es in den so genannten weißen Bereich", erklärte Brandoberinspektor Grünberg. Bis es soweit war, dauerte es.
Eine Dreiviertelstunde nach dem Notruf betraten die ersten Feuerwehrleute das Gebäude. "Geht rein, holt die Verletzten ins Foyer und passt auf, dass keiner rausläuft" - das war die Anweisung.
Bei der Umsetzung haperte es allerdings. Die Männer konnten sich in den Schutzanzügen nur schlecht bewegen, entsprechend schwer taten sie sich, die Verletzten zu bergen.
Nach und nach zogen sie alle ins Foyer. Dass in der Realität vermutlich keiner, der noch hätte laufen können, dort geblieben wäre, schien nebensächlich. Als dann aber doch zwei Verletzte losstürmten und draußen nach einem Arzt riefen, herrschte betretenes Schweigen. Was tun? Keiner schien das so recht zu wissen. "Es gab Schwachstellen in der Übung, das war so nicht vorgesehen", sagte Kreisbrandmeister Seebröker.
Mittlerweile waren 70 Minuten seit dem Notruf vergangen, kein Verletzter war versorgt. "Wie händeln wir die Übergabe der Kontaminierten, ohne die Seuche zu verschleppen? Mit dieser Frage waren unsere Leute überfordert", erklärte Seebröker. "Unter anderem hatten wir zu wenig Schutzanzüge."
Irgendwann lief es dann doch. Um 21.50 Uhr (der Notruf war vor anderthalb Stunden eingegangen) wurden die ersten Verletzten zur Dekontaminationsanlage gebracht. Dort durchliefen sie eine Reinigungsprozedur und wurden anschließend zum mobilen Behandlungsplatz gebracht.
Aufgrund der Witterungsverhältnisse wurde darauf verzichtet, die Opfer mit Wasser und Lauge zu abzuduschen. Die Letzten verließen weit nach Mitternacht den Behandlungsplatz.
"Vielleicht würden wir bei einem echten Einsatz auf ein paar Vorsichtsmaßnahmen bei der Erstversorgung verzichten", sagte Seebröker.
Vordergründig sei es allerdings nicht um Schnelligkeit gegangen, sondern darum, den Einsatz der Dekontaminationsanlage und den Umgang mit verseuchten Patienten zu üben. Und das sei zufriedenstellend verlaufen - allerdings mit zeitlicher Verzögerung.