Dormagen: Historisch - Zurück in die Vergangenheit
Der Matthäusmarkt lockte am Wochenende zahlreiche Besucher nach Zons.
Dormagen. Im entfernten Grevenbroich müssen Landrat Hans-Jürgen Petrauschke die Ohren geklungen haben, als der Herold der Bergischen Lehnsritter am Samstag auf der Zonser Freilichtbühne rief: "Ihr sollt geschröpfet werden - ein Vergehen noch schlimmer als die Nonnenschänderei."
Gemeint war damit der Eintritt, den der oberste Chef des Rhein-Kreises Neuss für das Schlossgelände Friedestrom erheben will, wenn die umfangreichen Baumaßnahmen dort abgeschlossen sind.
Noch fehlt ihm dazu aber die Zustimmung des Kreiskulturausschusses. Was die Zonser von diesen Plänen eines modernen Wegezolls halten, machten sie bei der Eröffnung des 30. Matthäusmarktes mit einem lauten "Buuuuh!" deutlich.
Wegen der Großbaustelle vor dem Kreismuseum hatte Helga Scholten, seit 25 Jahren Hauptorganisatorin in den Reihen des Heimat- und Verkehrsvereins Zons, umdisponieren müssen.
So wurde die Markteröffnung durch Vize-Bürgermeister Hans Sturm im historischen Gewand auf die Freilichtbühne verlegt, Spezereien wie der "Zonser Ritterschmaus" und der ein oder andere labende Trank wurden statt auf dem Museumsplateau erstmals im Zwinger der Freilichtbühne feilgeboten.
Dorthin wichen auch einige Händler aus. "Wir hatten zunächst Angst, dass es mit dem neuen Lauf Probleme gibt, aber unsere Aussteller im Zwinger sind wirklich begeistert", freute sich Helga Scholten.
150 Handwerker und Händler hatten sich in den Hauptstraßen und Plätzen in der Altstadt verteilt, darunter 20 Neulinge. "Wir achten streng darauf, dass das Angebot zu unserem Anspruch passt", erläuterte die Marktleiterin, warum der ein oder andere Anbieter nur ein Gastspiel gibt und nicht, wie die meisten anderen, zur Stammbesetzung beim Matthäusmarkt wird.
In diesem Jahr wurden Windobjekte aus Edelstahl und Teakholz, tönerne Kugelfische, handgefertigte Ledergeldbörsen im englischen Stil, Schmuck aus Glas, Silber, Edelstahl und Halbedelsteinen, Accessoires für die Herbstdekoration, hölzerne Schwerter für kleine Ritter, handgefertigte Seifen, Hölzernes für den Haushalt, neckische Hütchen und hausgemachte Marmeladen nicht nur bestaunt, sie wechselten auch den Besitzer.
"Wir haben ein Kaufpublikum", hatte Helga Scholten, die sich an jedem einzelnen Stand vom Angebot überzeugt hatte, im Gespräch mit den Händlern erfahren.
Auch für den kranken Schmied, der alljährlich im Schlosshof sein Feuer entfacht, hatte sie mit einem Korbflechter und einem Schieferklopfer hochwertigen Ersatz gefunden.
Für Gaukelei und Unterhaltung waren am gesamten Wochenende die fünf "Galgenvögel" zuständig, die mit mittelalterlichem Instrumentarium von liederlichen Weibern singend über den Markt zogen.
Vor der Stadtmauer maßen sich die Bergischen Lehnsritter im Gestech, und an der Freilichtbühne forderte die starke Ella mutige Mannsbilder zum Wettbewerb im Zerreißen von Telefonbüchern heraus. Bunte Marktvielfalt und familientaugliche Unterhaltung - das Konzept geht auch nach 30 Jahren noch auf. Autos aus dem Ruhrgebiet, Holland und sogar Belgien füllten die Parkplätze rund um Zons.