Ehrenamt in Neuss Feuerwehr sucht neue Einsatzkräfte
Neuss · Rund 2500 Einsätze hat die Feuerwehr Neuss pro Jahr. Doch freiwillig engagieren sich nur 250 Neusser bei der Feuerwehr. Das soll sich ändern. Dazu starten die Löschzüge jetzt eine Aktion. Ein Vorbild ist auch das THW.
Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt in Grimlinghausen soll eine Werbeaktion für das Ehrenamt bei der Feuerwehr Neuss auf alle neun Löschzüge und somit auf alle Stadtteile ausgedehnt werden. Den Anfang machen nach den Sommerferien die südlichen Stadtteile Uedesheim (Löschzug 13), Norf (Löschzug 14) und Rosellen (Löschzug 15). In einer dreimonatigen Aktion hatte der Löschzug 12 (Grimlinghausen) das Pilotprojekt getestet und Karten „Ehrenamt, Zusammenhalt, Teamgeist“ an alle Haushalte verteilt. Eine zweite Fassung galt der Wasserrettung: „Einsatz für Neuss: Dort, wo die Erft den Rhein begrüßt.“ Auch diese Einladung fordert auf: „Werde Teil eines starken Teams.“ Interessierte können sich per WhatsApp, Telefon oder Mail melden, zudem persönlich an einem Übungsabend vorbeischauen.
Sechs Neumitglieder in Grimlinghausen aufgenommen
Der Erfolg: In Grimlinghausen sind bereits sechs Neumitglieder bei der freiwilligen Feuerwehr aufgenommen. Bei den bisherigen 18 Ehrenamtlern entspricht dies einem Plus von über 30 Prozent. Die Karten gestalten die Löschzüge eigenständig. Rosellen wirbt zum Beispiel mit „Mitmachen ist das neue Zugucken“. Bürgermeister Reiner Breuer gefällt auch dieses Motto. Er weist darauf hin, dass bei rund 160 000 Einwohnern in Neuss nicht einmal ein Prozent sich im Feuerschutz engagiert. „Dabei gilt es, die eigene Heimat zu schützen. Ohne Ehrenamt wäre jeglicher Feuerschutz und die allgemeine Sicherheit in Neuss nicht gewährleistet.“
In den vergangenen drei Jahren hatte die Neusser Feuerwehr konstant rund 2500 Einsätze pro Jahr: 2020 war mit 2 556 Einsätzen das arbeitsreichste Jahr, gefolgt von 2019 mit 2 545 und 2021 mit 2 473 Einsätzen. Gut 800 Brandeinsätze spielten dabei eine Rolle, der große Rest entfiel auf Hilfeleistungen. Dabei wiederum machten die Befreiung von Tieren in Notlagen (2021: 439 Einsätze) und Öleinsätze beziehungsweise die Beseitigung von Ölspuren (2021: 386 Einsätze) die größten Arbeiten. Nach Ansicht des Bürgermeisters machen die Werbeaktionen für mehr ehrenamtliches Engagement Sinn. Zur Zeit gebe es Gespräche, wie das Ehrenamt stärker gefördert werden könne.
Bereits seit 2006 gibt es die Ehrenamtskarte in Neuss, die Vergünstigungen bei den Kultureinrichtungen der Stadt, den Bädern oder der Eissporthalle gewährt. Seit 2009 gilt diese Karte landesweit. In diesen Kontext spielt auch der „Heimatpreis“ hinein. „Ganz davon abgesehen“, betont Reiner Breuer, „erhält man für sein Engagement vieles gewinnbringend zurück.“ So lerne man in der Ausbildung etwa mit Kettensägen (für Holz) und Trennjägern (für Metall) richtig umzugehen. „Im übrigen ist die Neusser Feuerwehr eine tolle Gemeinschaft, wie eine Familie“, ist der Bürgermeister überzeugt.
Christian Franke, Sprecher der Feuerwehr, bemüht für die aktuelle Werbeaktion auch einen Vergleich mit dem Ortsverband Neuss des technischen Hilfswerks (THW). Eine Kampagne „Lasst uns übers Machen sprechen“, ganz sicher aber auch die Flutkatastrophe im Ahrtal haben seit Juli 2021 zu einer Antragswelle beim THW geführt. Noch im Herbst startete eine Grundausbildung mit 15 neuen Einsatzkräften, im April diesen Jahres eine zweite Ausbildung mit 17 Anwärtern. Das THW-Personal konnte so innerhalb eines Jahres ein Plus von 70 Prozent an Einsatzkräften registrieren. Christian Franke hofft auf einen ähnlichen Erfolg der Werbeaktion der Feuerwehr.