Ein Ort zum Kochen, Rätseln und Ausruhen
Die Diakonie Neuss-Süd hat an der Oststraße in Kaarst eine Tagespflege-Einrichtung für Senioren eröffnet. Das Angebot richtet sich vorwiegend an Demenzkranke.
Kaarst. Anderthalb Jahre lang stand das ehemalige evangelische Gemeindezentrum an der Kaarster Oststraße leer. Doch jetzt ist die „Brücke“ wieder mit Leben gefüllt. Die Diakonie Neuss-Süd hat dort die erste Kaarster Senioren-Tagespflege vorwiegend für demenziell erkrankte Menschen eingerichtet. Seit dem 10. Oktober kommen die ersten Gäste in die „Brücke“. „Zu Dreiviertel sind wir bereits ausgebucht“, sagt Pflegedienstleiterin Sabine Wünschmann-Hages: „Aber noch sind Plätze frei.“ Morgen wird die Einrichtung offiziell eröffnet.
Wer das Gemeindehaus aus früheren Tagen kennt, wird es kaum wiedererkennen: Lichtdurchflutete, freundliche Räume mit einem großen Gemeinschaftstisch zum Essen, Erzählen und Spielen. Vorne ist ein gemütlicher Ruheraum entstanden, wo zu Schlafsofas umwandelbare Sessel zum Nickerchen einladen. Aus der alten, verwinkelten Toilettenanlage ist ein Riesenbad mit begehbarer Dusche und zwei Einzeltoiletten geworden.
Absoluter Höhepunkt ist aber die offene moderne Küche. Dort führt zwar Malwina Marxis als Küchenleitung das Regiment, doch jeder der Bewohner kann zwischendurch helfen, probieren oder einfach nur reinschnuppern, was es mittags zu Essen gibt.
Für Angehörige demenziell Erkrankter sei eine Tagespflege sehr entlastend, erklärt Karen Rothenbusch, Leiterin der Diakonie Neuss-Süd. Mit der Kaarster „Brücke“ betreibt diese nunmehr die dritte Tagespflegeeinrichtung neben dem Paul-Schneider-Haus in Neuss-Erfttal und dem Kurt-Burghardt-Haus in Weckhoven. „Durch das Pflegestärkungsgesetz, das ambulante vor stationärer Betreuung fördert, ist die Tagespflege auch für Angehörige finanzierbar“, erklärt Rothenbusch. Zumal die Betreuung tageweise gebucht werden kann.
Die Seniorentagespflege hat von Montag bis Freitag zwischen 8 und 17 Uhr geöffnet. Der Johanniter-Fahrdienst holt die Gäste mit Kleinbussen von zuhause ab und bringt sie zur „Brücke“. „Wenn alle eingetrudelt sind, frühstücken wir zunächst in aller Ruhe“, erzählt Wünschmann-Hages.
Sieben Mitarbeiter — darunter pflegerisches und hauswirtschaftliches Personal — kümmern sich um das Wohlbefinden der Senioren. Sie assistieren ganz individuell nach Bedarf. Denn zum einen ist die Demenz bei jedem Einzelnen unterschiedlich ausgeprägt, zum anderen sollen die Erkrankten auch selbstständig sein: „Wie sich jemand die Schnitte schmiert, ist mir egal. Wenn sich der Gast zwei Käsescheiben, Wurst und dann noch Marmelade darauf türmt und dies mit Freude isst, soll er es machen“, sagt Wünschmann-Hages. Hauptsache sei: Die Gäste fühlen sich wohl.
Danach gibt es Angebote wie Gedächtnistraining, Gymnastik oder Quizrunden. Wer bei der Zubereitung des Mittagessens helfen kann, steht der Köchin zur Seite. Andere laufen herum, ruhen sich aus oder gehen in den Garten.
Pfarrerin Annette-Marianne Begemann freut sich, dass wieder Leben in der „Brücke“ ist. Die evangelische Kirchengemeinde muss sich keine Sorgen mehr um das leerstehende Haus machen. Das Gebäude ist für 20 Jahre an die Diakonie vermietet. „Trotzdem bleibt es Bestandteil unserer Gemeinde und bei Gottesdiensten hier werden wir Menschen unserer Gemeinde wiedersehen.“