Marienviertel: Anwohner kritisieren den Landrat
Die Reaktion Petrauschkes würde den Drogenhandel bagatellisieren, so die Initiative.
Neuss. Die Anwohnerinitiative Marienviertel zeigt sich unglücklich über die Reaktion des Landrates Hans-Jürgen Petrauschke zu den „unhaltbaren Zuständen“ im Bereich der Marienkirche. In einem Schreiben hatten Anwohner ihren Unmut über unter anderem täglichen Drogenhandel und -konsum im genannten Bereich geäußert. Von regelrechten „Drogendepots“ ist in dem Brief die Rede, der auch an Petrauschke gesandt wurde.
In seinem Antwortschreiben kontert der Landrat in seiner Funktion als Vorsitzender der Kreispolizeibehörde mit einer Auswertung des Datenbestandes. Dieser habe zwar ergeben, dass es in diesem Jahr im Bereich des Marienkirchplatzes zu einem Anstieg der Strafanzeigen für Delikte mit Betäubungsmitteln gekommen ist. Die Anzahl der Fälle in den umliegenden Straßen sei hingegen unverändert gering geblieben. Die Zahlen für den Theodor-Heuss-Platz seien sogar um mehr als die Hälfte gesunken.
Eine Herangehensweise, die Andreas Alberts, der die Initiative mit angestoßen hatte, nicht nachvollziehen kann. „Das ist eine Bagatellisierung. Es werden ja gar keine konkreten Zahlen genannt. Dabei handelt es sich lediglich um einen Arbeitsbericht der Polizei. Die genannten Ergebnisse spiegeln nicht die Verhältnisse vor Ort wider. Die Wahrnehmung der Anwohner ist eine andere“, sagt Alberts.
Zwar seien die Mitglieder der Anwohnerinitiative zufrieden darüber, dass Verwaltung, Politik und Polizei sich der Thematik annehmen — so wurden die Kontrollen im Marienviertel verstärkt. Doch der Hinweis Petrauschkes, im Notfall die 110 zu wählen, sorgt für Unmut. „Es bringt ja nichts, wenn die Polizei teilweise bis zu 60 Minuten bis zum Einsatzort braucht“, sagt Alberts, der mit weiteren Mitgliedern der Initiative ein Antwortschreiben an den Landrat verfassen möchte. Themen, die auch beim von Bürgermeister Reiner Breuer angekündigten „Runden Tisch“ angeschnitten werden. Dieser soll möglichst zeitnah mit Vertretern aus Politik, Verwaltung, Polizei und Anwohnern realisiert werden.