Ein starkes Netzwerk für bessere Bildungschancen
Das Bildungsprojekt „ProVier“ blickt auf drei erfolgreiche Jahre zurück. Der Fortbestand ist garantiert worden.
Neuss. In einem sozialen Brennpunkt aufzuwachsen, kann Kindern schon sehr früh Wege versperren. Wessen Eltern arbeitslos sind, die deutsche Sprache nicht beherrschen oder psychische Probleme haben, der hat oft keine Chance auf Bildung und die viel zitierte gesellschaftliche Teilhabe. Konzepte, die dazu beitragen, Kindern und Jugendlichen aus dieser Spirale zu helfen, sind dringend notwendig.
In Neuss startete vor drei Jahren das vom Landesjugendamt geförderte Modellprojekt „ProVier“ in vier Neusser Stadtteilen, die als sogenannte Problemviertel gelten: Erfttal, Derikum, Nordstadt und Weckhoven. Im Vordergrund stand die Zusammenarbeit zwischen Kindertagesstätte und Grundschule, um Kinder und ihre Eltern besonders beim Übergang in die Schule zu unterstützen.
Nun ist die auf drei Jahre angelegte Modellprojektphase abgeschlossen und eine Zwischenbilanz der Ergebnisse gezogen. Die fällt nach Angaben der vier beteiligten Grundschulen und 13 Kindertagesstätten durchweg positiv aus. Auch eine Bewertung des Institutes für Schulsport und Schulentwicklung der Universität Köln ergab „einen sichtbaren Nachweis der Erfolge“.
„Es ist gelungen, die Eltern besser zu erreichen und einzubinden. Wir können Hilfsangebote niedrigschwelliger machen und Eltern leichter ansprechen“, sagt Sylvia Decker, Schulleiterin der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule „Die Brücke“. So sei beispielsweise das „Rucksackprojekt“, ein Konzept zur Sprachförderung und Elternbildung, von den ausländischen Müttern sehr gut angenommen worden. „Etliche haben sogar nach Kursende gesagt, dass sie weiter lernen wollten“, erzählt Decker.
Die Schaffung von Stellen für drei Schulsozialarbeiter und einer Psychologin sei dabei ein wichtiger Schritt gewesen. „Eigentlich ist in jedem Stadtteil ein Sozialarbeiter und eine Psychologen notwendig“, sagt Decker. Aber die Mittel seien eben begrenzt.
Der Fortbestand dieses Projekts ist jedenfalls für die nächsten Jahre gesichert und hat im Finanzhaushalt der Stadt einen festen Etat. Darüber freut sich neben den mitwirkenden Einrichtungen, besonders die ehemalige Schulrätin Annegret Schulte. Sie brachte das Projekt 2009 mit auf den Weg und legt es nun optimistisch in die Hände ihrer Nachfolgerin Marita Koblenz-Lüschow. „Diese Kinder brauchen das Projekt, das haben auch die Studien eindeutig bestätigt“, sagt Schulte.