Eltern regeln den Verkehr vor Schulen an der Sternstraße

Ab der nächsten Woche wollen die Eltern zusammen mit der Polizei so für mehr Sicherheit auf dem Schulweg ihrer Kinder sorgen.

Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Morgens um Viertel vor Acht geht auf der Sternstraße oft nichts mehr. Zwischen beidseitig parkenden Autos, Radfahrern und Lastwagen versuchen Kinder, auf die andere Straßenseite zur Kreuz- und zur Martin-Luther-Grundschule zu gelangen. „Aufgrund der unsicheren und unübersichtlichen Situation, auch durch die Elterntaxis haben wir uns entschieden, gemeinsam einen Verkehrsdienst einzurichten“, erklärt Stefanie Fraedrich-Nowag, deren Tochter die dritte Klasse der Martin-Luther-Schule besucht. „Jetzt müssen wir nur noch mehr als die bisher 24 Eltern finden, die mithelfen.“

Katrin Schönauer-Hahn

An der Schulung von Polizei und Verkehrswacht nehmen immerhin acht Mütter und ein Vater von Kindern der beiden Grundschulen mit insgesamt 400 Schülern teil. Die gelben Warnwesten und die rot-weißen Kellen, mit denen die Eltern Dienst verrichten, stellt die Verkehrswacht Neuss zur Verfügung. „Achten Sie darauf, dass Sie sowohl von Auto- als auch Radfahrern — und den Schülern — gesehen werden“, sagt Polizeioberkommissar Jürgen Kreuels, als sich zwei Mütter auf beiden Straßenseiten in den Verkehr stellen, um die Fahrzeuge anzuhalten.

Das Projekt „Elternlotsen“ haben die Schulpflegschaften der beiden Grundschulen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Verkehrslenkung, der Polizei und der Verkehrswacht ins Leben gerufen. „Angefangen haben wir 2015 mit einer Umfrage unter den Familien. Die ergab, dass 74 von 168 Teilnehmern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen — ein sehr hoher Anteil“, sagt Projektleiterin Katrin Schönauer-Hahn. „Aufgrund des Verkehrschaos war uns Eltern klar: Wir müssen etwas tun“, sagt die Mutter einer Drittklässlerin.

„Nicht alle Autofahrer halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Und viele Radfahrer sind gegen die Einbahnstraße unterwegs“, erklärt Kreuels während der Schulung. Allerdings ergaben Messungen, die das Amt für Verkehrslenkung im Auftrag der Eltern durchgeführt hat, keine erhöhte Durchschnittsgeschwindigkeit. „Eher verdichtet sich der Verkehr vor allem morgens durch die Eltern, die ihre Kinder vor der Schule absetzen — das bedeutet eine Gefahr, die durch den Lotsendienst entschärft werden soll“, sagt Norbert Jurczyk vom Amt für Verkehrslenkung.

„Wir versuchen vielerorts, morgens einen solchen Dienst einzurichten, der nur 20 Minuten Zeit der Eltern in Anspruch nimmt und schon mit zehn engagierten Freiwilligen gut funktioniert“, erklärt Jurczyk. Seiner Einschätzung nach werden etwa 60 bis 80 Prozent aller Kinder aus fußläufiger Entfernung mit dem Auto zur Schule gebracht. „Aus Bequemlichkeit — und weil es die Eltern als sicherer empfinden.“

Den Eltern der Schüler ist bewusst, dass ihr Lotsendienst auch eine Erziehungsmaßnahme gegen andere Eltern darstellt, die ihre Kinder mit dem Auto bis vors Schultor bringen möchten. Sie werden gebeten, statt der Halteverbotszonen den Parkplatz des Edeka-Marktes von der Gielenstraße aus anzufahren und die Kinder dort abzusetzen. So werde der Verkehr entlastet. Am 27. März starten die Verkehrshelfer ihren Dienst, der in den ersten Wochen von der Polizei begleitet wird.