Erneut Geldautomat gesprengt
In der Nacht zu Samstag schlugen unbekannte Täter in einem SB-Center der Sparkasse zu.
Nordstadt. Bürgersteig und Straße rund um die Selbstbedienungsfiliale der Sparkasse an der Neusser Weyhe sind mit dicken Splittern von Sicherglas übersäht, von einer Scheibe hängen nur kleine Stücke im Fensterrahmen, beim Blick ins Innere bietet sich ein Bild der Verwüstung: Am Samstagmorgen sind die Folgen des Überfalls auf die SB-Geschäftsstelle der Sparkasse im kleinen Geschäftszentrum im Viertel hinter der Römerstraße noch gut sichtbar.
Nach ersten Erkenntnissen der Beamten hatten mehrere bislang unbekannte Täter gegen 4:40 Uhr in der Nacht zum Samstag einen noch nicht näher bekannten Stoff in den Geldautomaten des SB-Centers der Sparkasse eingeleitet und dann zur Explosion gebracht. Anschließend, so die Polizei, flüchteten die Täter mit einem Auto in Richtung Kaarst. Eine sofort eingeleitete Fahndung blieb ohne Erfolg.
Durch die Detonation wurden der Geldautomat zerstört und das Gebäude im Erdgeschoss stark beschädigt. Der Tresor des Automaten jedoch hielt dem Anschlag stand. Polizei und Sparkasse gehen davon aus, dass die Täter keine Beute machen konnten. Menschen wurden durch die Explosion nicht verletzt. „Gott sei Dank“, sagt Stephan Meiser, Direktor Unternehmenskommunikation der Sparkasse in Neuss. „Wir sind sehr erleichtert, dass niemand im Haus zu Schaden gekommen ist.“
Über dem SB-Center liegen Wohnungen. Die Menschen dort wurden zwar vom Donner und der Druckwelle der Explosion aus dem Schlaf gerissen, kamen aber mit dem Schrecken davon. Zunächst mussten sie ihre Wohnungen räumen, da unklar war, ob das Haus nach der Explosion einsturzgefährdet sein könnte. Ein Statiker gab jedoch später Entwarnung. Dass niemand verletzt wurde, ist wahrscheinlich der Tatsache zu verdanken, dass die Täter in der Nacht zugeschlagen haben. „Eine Wand zu einem benachbarten Wellness-Studio im Erdgeschoss hat ein Loch“, sagt Meiser. Durch die Druckwelle wurde auch die Einrichtung dort in Mitleidenschaft gezogen. „Zum Glück hält sich nachts niemand in diesen Räumen auf“, so Meiser, der von einem „besonders rücksichtslosen“ Verbrechen spricht.
Wie bereits beim Sprengstoff-Überfall vor gut einer Woche, am 17. Juli, auf den Geldautomaten im einem Pavillon der Sparkasse an der Shell-Tankstelle an der Düsseldorfer Straße hätten die Täter in Kauf genommen, dass bei ihrem Überfall möglicherweise Menschen verletzt werden könnten. Im Barbaraviertel hatten die ebenfalls noch flüchtligen Täter den Geldautomaten bei laufendem Betrieb der benachbarten Tankstelle gesprengt und mehrere tausend Euro erbeutet. Der Zeitpunkt der Tat: Ebenfalls die Nacht von Freitag auf Samstag, 4.30 Uhr.
Dass die Täter jetzt in der Nordstadt keine Beute machten, könnte auch an verbesserter Technik der Automaten liegen. „Die Gerätehersteller haben auf ähnliche Überfälle in den vergangenen Jahren reagiert“, berichtet Meiser. So würden inzwischen zum Beispiel Durchlüftungsöffnungen eingebaut, damit Gas und Druckwelle bei Sprengversuchen entwichen können und der Tresor mit den Geldkassetten trotz Explosion nicht zu knacken ist. Spricht sich das in Täterkreisen herum, könnte es abschreckend wirken, so die Hoffnung der Geldinstitute. Die setzen zudem auf Videoüberwachung. „Unsere Anlagen sind allen Standorten auf dem neuesten Stand“, so Meiser.
Derzeit prüften Experten, ob Aufzeichnungen von der Zeit kurz vor der Explosion noch ausgewertet werden und Hinweise auf die Täter liefern können. Nach zwei Spreng-Überfällen innerhalb einer Woche will die Sparkasse zudem die Überwachung ihrer Standorte durch Sicherheitsdienste verstärken. Die Polizei prüft zudem einen Zusammenhang der Überfälle im Barbaraviertel und an der Neusser Weyhe: „Bislang ist das Routine, noch haben wir keinen Hinweis darauf, dass es sich um die selben Täter handelt“, sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. Nach der Automatensprengung am 17. Juli suchte die Polizei vier, teils maskierte Personen, die mit einem Wagen mit Düsseldorfer Kennzeichen geflohen sind. Nach Zeugenaussagen könnte es sich um einen dunklen 7er-BMW gehandelt haben. Nach dem Überfall an der Neusser Weyhe gibt es noch keine Täter- oder Fahrzeugbeschreibung.