Fabelhafte Farbenspiele im Finlay-Park

Der Verkehrsverein will die einzigartige Anlage bekannter machen. Der Auftakt ist gelungen.

Grevenbroich. Grevenbroicher entdeckten den Ian Hamilton Finlay-Park — und das im Dunkeln. Nebel waberte über die Wege, mit blauem, grünem, rotem Licht wurden die Standorte der Tafeln und Skulpturen illuminiert. Besucher erkundeten Wege und Werke. Andere gaben sich auf Bänken dem dezenten Farbspiel, den Klängen des Komponisten Ralph Vaughn Williams hin — oder sie fotografierten blau angeleuchtete Blumen. Mit Sponsoren-Hilfe hatte der Verkehrsverein Grevenbroich anlässlich des zehnten Todestages von Finlay die Illumination und den Festakt im Haus Hartmann organisiert. „Wir strahlen nicht die Werke selbst an, wollen sie nicht verfremden, sondern setzen ihr Umfeld in Szene“, erläutert Ingo Schnichels von Exact Eventtechnik.

Nein, Scharen kamen nicht, zudem gesellte sich später Gewittergrollen zum Quaken der Frösche. Doch der Verkehrsverein sieht das Kunsterlebnis als Auftakt, er will den Park mehr ins Bewusstsein bringen. „Ein einzigartiges Gesamtkunstwerk“, sagt Vizevorsitzender Wilfried Wolff. Grevenbroich und die Kunst des schottischen Dichters, Künstlers und Philosophen, das ist kein einfaches Verhältnis. Vielen Bürgern ist das Areal trotz Umbenennung noch als Kampers Wäldchen ein Begriff. Zur Landesgartenschau 1995 entstanden, war der Park in Vergessenheit geraten, verwilderte. „Was die Stadt gemacht hat, ist ein Skandal“, kritisierte beim Festakt erneut Landschaftsarchitekt Georg Penker, der die Anlage gestaltet hatte und wie Ex-Landrat Dieter Patt, Ex-Bürgermeisterin Ursula Kwasny und Ruth Bernrath, Witwe des Bürgermeisters zur Gartenschauzeit Hans-Gottfried Bernrath, nun zu den Gästen zählte. Lange Zeit habe die Stadt nichts getan, dann den Park nicht im Sinne der Künstler-Intention gestaltet. Die Veranstaltung des Verkehrsvereins lobte Penker dagegen.

Foto: Lothar Berns

Auch Bürgermeister Klaus Krützen würdigte das Engagement des Vereins. Nach seinem Zuzug nach Grevenbroich wurde Wilfried Wolff neugierig, als er auf die Kunst ohne Hinweise in der Wildnis stieß, er begann zu recherchieren. Seit 2015 widmet sich der Verkehrsverein um Vorsitzenden Walter Flöck und Wolff nun dem Kleinod, beseitigte Unkraut und Müll, pflanzte, stellte Info-Tafeln auf, macht Öffentlichkeitsarbeit. Schnell und einfach zu begreifen ist das Werk von Finlay nicht. Literaturwissenschaftliche und philosophisches Rüstzeug sind gefragt, das wurde beim Vortrag von Dr. Richard Hüttel, bis 2011 stellvertretender Direktor des Museums der Bildenden Künste in Leipzig, über Finlay deutlich. Finlay habe die Philosophie sichtbar in den Alltag zurückholen wollen, habe sich am Vorbild englischer Landschaftsgärten orientiert. In seinem Heimatgarten „Little Sparta“ habe Finlay sich ein „grünes Paradies“, sein Arkadien, schaffen wollen. Und Hüttel betonte. „Finlay ist einer der Großen des 20. Jahrhunderts. “

Der Grevenbroicher Park, den Finlay nie gesehen hat, lädt mit Skulpturen, Texten und Wortspielen als „Meilensteinen“ zur Auseinandersetzung mit der europäischen Geistesgeschichte ein. Die Werke widmen sich Philosophen wie Jean Jacques Rousseau und Martin Heidegger, dem Dichter Friedrich Hölderlin, dem Maler Caspar David Friedrich.