Digitaler Wandel in Neuss Neusser FDP startet neuen Anlauf für eine „Smart City“

Neuss. · Für den Netzausbau soll mit Unitymedia kooperiert werden.

Manfred Bodewig ist Fraktionsvorsizender der Neusser FDP.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Auf dem Weg zur „Smart-City“, also zur intelligent vernetzten Stadt, braucht Neuss (finanzielle) Hilfe. Vom Bundesinnenministerium wird die nicht kommen. Denn die von CDU und Grünen per Ratsbeschluss im April beauftragte Bewerbung für das Förderprogramm „Smart Cities made in Germany“, das 50 Modellkommunen mit Geld vom Bund bei der Gestaltung des digitalen Wandels helfen soll, hat das Rathaus nie verlassen.

Die detaillierten Fördervoraussetzungen seien zu aufwändig gewesen, erklärt ein Sprecher der Stadt, eine Bewerbung zu einem späteren Zeitpunkt sei aber noch möglich. Das aber ist der FDP zu vage.

Der Fraktionsvorsitzende Manfred Bodewig hat deshalb nach Alternativen gesucht und ist dabei auf das Angebot von Nordrhein-Westfalens größtem Netzbetreiber „Unitymedia“ gestoßen. Der will in 50 Kommunen Nordrhein-Westfalens kostenlos ein „Long Range Wide Area Network“ (LoRaWan) aufbauen und betreiben. Mit vier Kommunen habe man bereits einen Infrastrukturvertrag geschlossen, zehn weitere unterschriftsreife Verträge lägen vor, berichtet Unitymedia-Sprecher Matthias Emmermann dem Online-Portal „Verwaltung der Zukunft“. Die Tür ist also noch offen, sagt Bodewig und betont: „Das entstehende lokale Netzwerk bleibt im Besitz der Stadt.“ Für die Septembersitzung des Rates hat er deshalb schon einen Antrag formuliert, um den Schulterschluss mit Unitymedia zu suchen.

Smart City: Das ist für Bodewig viel mehr als Online-Dienstleistungen des Bürgeramtes. Über einen Datenaustausch von vernetzten Geräten und Sensoren ermöglicht es LoWaRan, eine ganze Stadt im Blick zu haben und zu steuern. Von der Straßenbeleuchtung über die Müllabfuhr bis hin zur Auslastung der Parkhäuser.

Thomas Kaumanns (CDU) begrüßt den Vorstoß. Er bedauert zwar, dass Neuss nicht zu den 13 Modellkommunen im Bundes-Programm gehört, die gerade benannt wurden, aber er kann auch einem privatwirtschaftlich getriebenen Netzaufbau etwas abgewinnen. „Jedes Programm, das uns nach vorne bringt, ist zu begrüßen. Ob mit Geld oder Knowhow“, sagt er.

Kaumanns war Leiter der Arbeitsgruppe „Digitale Agenda“, die vor genau einem Jahr ihren Abschlussbericht vorgestellt hat. Ein leistungsfähiges lokales Netzwerk würde helfen, diese Agenda umzusetzen, sagt Kaumanns. Gleichwohl kommt die Stadt auch dabei voran. Holger Lachmann als zuständiger Beigeordneter weist in einem ersten Jahresbericht dazu etwa auf das neu geschaffene Amt für Verwaltungsdigitalisierung und ein im März eingeführtes Serviceportal hin.

(-nau)