Film ab: Ära der Filmvorführer geht zu Ende

Die letzten Filmvorführer: Analoge Projektoren weichen neuer, digitaler Technik.

Neuss. Detlef Ritz steht in einem dunklen Raum neben einer FP30 und drückt den Startknopf. Wenige Meter unter ihm sitzen viele Menschen, ebenfalls in einem dunklen Raum.

Später werden sie lachen oder weinen — weil er den Startknopf gedrückt hat. Detlef Ritz kann sie dabei beobachten. Denn er ist Filmvorführer und die FP30 ein analoger Projektor, wie sie vor zwei Jahren noch zu Tausenden in ganz Deutschland standen. Doch auch seine FP30 wird bald verschrottet und seinen Beruf wird es in dieser Form nicht mehr geben.

„Eigentlich ist das schade, weil das Ding echt gut ist.“ Ritz wird fast sentimental beim Anblick der FP30 im Hitch. „Aber mehr als den Schrottpreis gibt es dafür nicht mehr.“ Seit 20 Jahren arbeitet er im Hitch, ist seit dem Tod seines Chefs auch Geschäftsführer. Seit 20 Jahren legt er 35-Millimeter-Filme in herkömmliche Filmprojektoren ein. Doch diese Ära geht zu Ende. 90 Prozent der Finanzierung für einen neuen, digitalen Projektor im Hitch steht. Und obwohl Ritz „mit dem Zeug aufgewachsen“ ist, freut er sich auch etwas auf die digitale Technik.

„Nicht weil die analoge Technik plötzlich schlecht geworden ist“, stellt der 45-Jährige klar. Vielmehr hat er zunehmend Schwierigkeiten klassische 35-Millimeter-Kopien von Filmen zu bekommen. Denn das „Ziehen“, wie es im Fachjargon heißt, einer solchen Kopie ist aufwändig und kostspielig.

Der Wert einer Kopie liegt deutlich oberhalb von 1000 Euro. Deshalb kommt den Verleihen, die für die Verbreitung der Filme zuständig sind, die Digitalisierung der Kinos sehr entgegen. Denn die Filme werden dabei auf handelsüblichen Festplatten ausgeliefert und das Kopieren funktioniert so einfach wie an jedem Heimcomputer.

Und das Kinopublikum? „Wenn der Film nicht in 3D läuft, merken die meisten Zuschauer davon gar nichts“, ist sich Ekrem Ciftci sicher. Er ist Theaterleiter der UCI-Kinos Neuss, das bereits seit einem Jahr komplett digitalisiert ist. Auch er war früher Filmvorführer, trotzdem glaubt er nicht, dass die Romantik des Kinos durch die neue Technik verloren geht.

„Natürlich ist es etwas schade, aber man kann den Fortschritt nicht aufhalten“, sagt der 33-Jährige. Er sieht vor allem die Vorteile: „Wenn mal was schief geht, starten wir die letzten drei Minuten einfach neu. Früher war es oft schwer, den Kunden zu erklären, dass man nicht einfach zurückspulen kann.“ Technische Fehler kämen zudem deutlich seltener vor.

Auch kleine Kinos wie das Hitch profitieren von der Digitalisierung, weiß Detlef Ritz. Besonders kleinere Filme sind bislang in einer stark begrenzten Kopienzahl erschienen. Weil die Verleihe diese nach Kinogröße verteilt haben, konnte Ritz sie oft erst deutlich nach dem eigentlichen Starttermin zeigen: „Dass wir Filme erst sechs Wochen nach Bundesstart zeigen können, wird wohl der Vergangenheit angehören.“

Trotzdem: Wenn Detlef Ritz über die Digitalisierung spricht, überwiegt der Wehmut. Seit mehr als 100 Jahren wird Film mit der selben Technik auf die Leinwand geworfen. Dass er aus seinem Büro bald nicht mehr die FP30 rattern hört, kann er sich jetzt noch gar nicht vorstellen: „Wahrscheinlich werde ich am Anfang immer denken, irgendwas sei kaputt gegangen.“