Fliegerbombe entschärft: Entwarnung nach 30 Minuten
Jost Leisten entschärft Fliegerbombe in Hoisten ohne Zwischenfälle.
Neuss. Lehmverkrustet und wuchtig liegt sie auf der Lkw-Rampe, zehn Zentner schwer. Jahrelang schlummerte die amerikanische Fliegerbombe unentdeckt in einem Acker in Hoisten. Am Mittwochmorgen ist sie ohne Probleme entschärft und abtransportiert worden.
Um 8 Uhr haben Polizei und Ordnungsamt das Gebiet um den Entschärfungsort weiträumig abgesperrt und die Anwohner evakuiert. „Die Polizei kontrolliert noch einmal die Straßen und klingelt an den Häusern. Von einem Hubschrauber aus wird geguckt, ob sich auch wirklich niemand mehr in dem Gebiet aufhält“, erklärt Stadtsprecher Peter Fischer um kurz nach 9 Uhr.
Anspannung liegt in der Luft. An der Einsatzstelle an der Hülchrather Straße warten Rettungskräfte, Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamts darauf, dass es endlich los geht. Auf den Balkonen der umliegenden Häuser stehen Awohner und beobachten mit einer Tasse Kaffee in der Hand das Treiben.
Einige Autofahrer scheinen von der Entschärfung nichts zu wissen — immer wieder fahren Wagen bis zur Absperrung vor, diskutieren kurz mit dem Polizisten und wenden.
830 Anwohner haben ihre Wohnungen, etwa 100 Mitarbeiter ihre Betriebe verlassen müssen. Im Theresienheim finden die Zuflucht, die nicht wissen wohin oder die Hilfe benötigen. Das Angebot nehmen nur acht Bürger in Anspruch.
„Insgesamt hat die Bevölkerung sehr gut mitgespielt. Es gibt keine Probleme“, sagt Ordnungsamts- und Einsatzleiter Uwe Neumann und sieht auf die Uhr. Fast 9.30 Uhr. Wenige Minuten später kommt der Anruf, auf den alle warten: Sprengmeister Jost Leisten hat seine Arbeit aufgenommen.
„Die Bombe wird nicht mit einem Roboter, sondern von Hand entschärft“, erklärt Neumann. Das sei bei amerikanischen Bomben meistens der Fall, da es zwei Zünder gebe, die mit einiger Kraft losgeschraubt werden müssen. „Jetzt können wir nur warten. Wenn die Bombe entschärft ist, werden die Zünder gesprengt, dann können wir Entwarnung geben“, sagt der Ordnungsamtsleiter. Neben ihm warten Rettungskräfte des DRK.
„Wir stehen bereit, falls dem Sprengmeister und seinen Helfern etwas passiert. Aber das wollen wir natürlich nicht hoffen“, sagt Notarzt Hartmut Zieser. Eine halbe Stunde später der erlösende Anruf: Alles hat geklappt, die Bombe ist gesichert. Um 10.15 Uhr ist das Gebiet wieder frei für die Bevölkerung.
„Ich hab mich gewundert, dass der Zünder so leicht raus ging. Es gab überhaupt keine Probleme“, sagt Sprengmeister Jost Leisten und klopft auf die lehmverschmierte Bombe. Fast drei Meter hat sie unter der Erde gelegen — mit der Spitze zuunterst.
Auf die Frage, die wievielte Bombe an diesem Tag entschärfe, lächelt Leisten nur: „Bei 100 habe ich aufgehört zu zählen.“ Für fast 30 Minuten war er ganz allein mit der Fliegerbombe. Zwei Zünder musste er vorsichtig herausschrauben und dabei die Nerven bewahren. „Ich habe heute Nacht trotzdem gut geschlafen“, sagt Leisten.
Im Rahmen von Bauarbeiten war das Kriegsrelikt entdeckt worden. Jetzt zeugt nur noch ein riesiges Erdloch auf dem Acker an der Schluchenhausstraße von dem Fund. „Die Bombe kommt jetzt ins Zwischenlager in Lintorf und wird später zerlegt“, erklärt Leisten. Im Hintergrund zurren seine Helfer die Fliegerbombe im Frachtraum des Lkw mit Gurten fest und schließen die Türen.
„Ich gehe mich jetzt erst einmal bei Herrn Leisten bedanken. Er hat schließlich die wichtige Arbeit gemacht, ich habe nur das Drumherum organisiert“, sagt Einsatzleister Neumann und macht sich auf den Weg über den Acker.