Frauenquote: Leistung soll entscheiden
Firmen, Stadt und IHK sehen die Einführung einer Frauenquote im Gegensatz zu Verdi kritisch.
Neuss. Sie ist eine vermeintlich einsame Kämpferin in einer von Männern dominierten Arbeitswelt, sieht das aber ganz entspannt: „Ich bin bestimmt keine Quotenfrau“, sagt Christiane Zangs, einzige Dezernentin in der Stadtverwaltung.
Leistung und Geschlecht, das könne man nicht gegeneinander aufwiegen. „Die Leistung muss immer den Ausschlag geben. Es kann sich doch kein Unternehmen leisten, Personal einzustellen, das nicht ausreichend qualifiziert ist, nur um einer Quote zu genügen“, lautet die klare Meinung der Beigeordneten.
„Dort, wo Frauen sich bis an die Spitze durchgesetzt haben, sind sie mit Sicherheit auch zu Recht“, sagt Zangs. Als sie selbst sich vor sechseinhalb Jahren auf die Dezernentenstelle bewarb, sei es ihr völlig egal gewesen, ob sie gegen Männer oder Frauen antrete. „Es waren einfach Mitbewerber.“
Um es Familien zu erleichtern, Kinderbetreuung und Karriere miteinander zu vereinen, hat das Pharma-Unternehmen Janssen-Cilag 2006 einen betriebseigenen Kindergarten eröffnet. „Die Bedingungen bei uns sind schon sehr gut“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Christel Feuter. Zwar würden in der Geschäftsleitung fast nur Männer sitzen, „die nächste Ebene der Führungskräfte ist aber ziemlich ausgeglichen besetzt. Eine Quote spielt bei uns keine Rolle, die Chancengleichheit für Männer und Frauen ist definitiv gegeben“, erklärt Feuter.
Eine vehemente Verfechterin der Einführung einer Frauenquote ist dagegen Uschi Gondorf, Ortsvorsitzende der Gewerkschaft Verdi im Rhein-Kreis Neuss. „Die Quote ist erforderlich. Statistisch gesehen verfügen Frauen über die besseren Bildungsabschlüsse, sind in den Vorständen der Unternehmen aber so gut wie gar nicht vertreten.
Wissen, Leistung und Fleiß allein scheinen demnach nicht zu genügen. Männer knüpfen einfach Seilschaften, in die Frauen nur schwer eindringen können.“ Uschi Gondorf liegt dabei auf einer Linie mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die eine 40-Prozent-Quote fordert.
Dass längst mehr Mädchen als Jungen Abitur machen, ist Dieter Porschen, dem Geschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, nicht entgangen. „Die Situation in den Unternehmen wird sich für Frauen mittelfristig daher auch entscheidend im positiven Sinne verändern. Ob Quoten diesen gewünschten Trend unterstützen, bezweifle ich aber stark.“ Wichtiger sei es, die Voraussetzungen dafür zu verbessern, dass Frauen die Karriereleiter aufsteigen können. „Vor allem in der frühkindlichen Erziehung tut sich da ja zum Glück einiges“, so Porschen.