Friedhofsverwaltung schreibt seit Jahren rote Zahlen
Die eigenständige Stadt-Tochter hat herben Verlust gemacht. Eine chaotische Buchhaltung hatte das bisher kaschiert.
Neuss. Die Umwandlung des Friedhofsamtes in einen Eigenbetrieb der Stadt hat sich nach Ansicht von Michael Klinkicht (Grüne), dem Vorsitzenden des Betriebsausschusses Friedhöfe, nicht gelohnt. Der seit 2005 nach kaufmännischen Regeln geführte Betrieb schreibt keine schwarzen Zahlen und entwickelt sich zum Millionengrab. Nun wird damit aufgeräumt.
Dass Ausgaben und Gebühreneinnahmen einander nicht die Waage hielten, fiel auch der Politik lange nicht auf. Sie freute sich über eine dauerhaft erscheinende Gebührenstabilität und meinte zuletzt noch im Jahr 2013, auf eine Gebührenerhöhung verzichten zu können. Doch die tatsächliche Lage war kaschiert worden. Nicht mit kriminellen Methoden, sondern dem ebenso wirksamen Chaos einer völlig undurchsichtigen Buchführung. Die muss nun im Nachhinein und aufwendig rekonstruiert werden.
Die Zahlen für 2013 liegen nun auf dem Tisch und sehen nicht gut aus. Nachdem nach Angaben der Stadt schon die Jahre 2011 und 2012 mit einer Unterdeckung abschlossen, machten die Friedhöfe auch 2013 einen Verlust. Größenordnung: fast 480 000 Euro. Zum Ausgleich muss die Stadt ihrem Tochterunternehmen unter die Arme und sogar auf ihre allgemeine Rücklage zugreifen.
Und das Problem wird noch größer. Das Jahresergebnis 2014 liegt noch nicht vor, wird nach Klinkichts Einschätzung aber nicht besser ausfallen als das aus 2013, das der Ausschuss für Umwelt und Grünflächen kommenden Dienstag wird schlucken müssen. Ihm wird Umweltdezernent Matthias Welpmann in gleicher Sitzung offenbaren, dass auch im laufenden Jahr nichts anderes als ein Defizit zu erwarten ist. Nach sechs abgerechneten Monaten geht die Betriebsführung derzeit davon aus, dass am Jahresende 94 000 Euro fehlen werden. „Das alles wird auf eine deutliche Gebührenerhöhung hinauslaufen“, sagt Klinkicht, denn es bestehe eine strukturelle Unterdeckung. Die Größenordnung dieser Erhöhung steht noch nicht fest, eine Bedarfsberechnung aus.
Aus dem Betrieb wieder ein Amt zu machen, erscheint Klinkicht trotz der gemachten Erfahrungen nicht sinnvoll. Wichtiger ist für ihn, dass die Verwaltung damit begonnen hat, den Betrieb neu aufzustellen. Neben dem eingeführten Personalmanagement, das die Gärtner von Ortsteil-Friedhöfen abgezogen und zu einer effektiver einzusetzenden Kolonne zusammengefasst hat, ist für Klinkicht die Digitalisierung des Friedhofskatasters dabei entscheidend. Damit soll noch 2016 begonnen werden. „Das macht Sinn“, sagt Klinkicht. Er nennt es schmerzlich, dass kaum ein Überblick darüber zu bekommen ist, welche Flächen frei und welche belegt sind. „Ich weiß nicht, warum das nicht schon vor Jahren angegangen wurde“, sagt Klinkicht. Denn dann wäre schon viel früher aufgefallen, dass die ausgewiesenen Erweiterungsflächen vieler Friedhöfe gar nicht gebraucht werden.