Fußball: Abgesang auf den VfR Neuss
Mit der Schließung des Stadions an der Hammer Landstraße hat der Traditionsverein kaum noch eine Zukunft.
Neuss. Auch die Anwesenheit von gut einem Dutzend Anhängern des VfR Neuss im Sportausschuss hat nichts genutzt. Fast einmütig — nur Ex-Präsident Reinhard Wendt von der UWG enthielt sich der Stimme — wurde das Aus der Bezirkssportanlage an der Hammer Landstraße, jahrzehntelang Heimstätte des Traditionsvereins, zum Ende des Monats beschlossen.
Damit ist der Abgesang des namhaftesten, aber eben auch skandalträchtigsten Fußballvereins in Neuss programmiert. Senioren sowie die A- bis C-Junioren sollen zum BV Weckhoven umziehen, wenigstens die jüngeren Jahrgänge von Bambini bis D-Junioren erhalten Asyl im Stadion an der Jahnstraße.
Doch ob 13- oder 14-jährige C-Jugendliche in Zukunft tatsächlich mehrmals in der Woche den Weg bis nach Weckhoven auf sich nehmen, darf bezweifelt werden. Es ist abzusehen: Lange wird es den VfR als eigenständigen Namen nicht mehr geben, eine Fusion oder gar Auflösung scheint nach dem absehbaren Wegbrechen der Jugendabteilung wohl kaum zu verhindern sein.
Diskutiert wurde im Ausschuss nicht groß über das Thema, die Zukunft der Bezirkssportanlage in Erfttal bestimmte die Debatten. Malik Riaz Hai Naveed (FDP) betonte lediglich, dass man einen seit drei Jahren bestehenden Ratsbeschluss umsetze:
„Der VfR hatte immer Klarheit.“ Der Ausschussvorsitzende Heinz London (SPD) erinnerte daran, dass bereits 1991 von einer Schließung des Geländes die Rede war: „Der ehemalige Vorsitzende Jupp Kokesch hat stets gesagt, der VfR würde auf gepackten Koffern sitzen.“ Marco Meyen (CDU) gab sich abschließend zuversichtlich, „dass die Skepsis von allen Seiten überwunden werde“.
Diese Skepsis äußerte sich vor allem bei den Vereinen, die ihre angestammte Anlage in der Innenstadt mit dem VfR teilen sollten. Sowohl der PSV Neuss (Stadtwald) als auch die DJK Novesia Neuss (Jahnstraße) hatten aus Kapazitätsgründen sofort abgewunken — aber wohl auch aufgrund des schlechten Rufs des VfR, der wegen gewaltbereiter Anhänger oder einer ständig wiederkehrenden finanziellen Schieflage immer wieder negativ in die Schlagzeilen geriet.
Dass der VfR Neuss seit einigen Monaten bemüht ist, unter seinem neuen Präsidenten Günther Thiele dem Verein ein neues Image zu verpassen, hat letztlich nichts mehr bewirkt.
Verzweifelt hatte der Vorstand in einem fünfseitigen Brief an Verwaltung und Politik im Vorfeld der Ausschusssitzung noch versucht, die Entscheidungsträger umzustimmen und angeregt, die Anlage künftig in Eigenregie zu führen. Doch da war das Aus der Hammer Landstraße längst beschlossene Sache.