Gebrauchte E-Autos finden Absatz
Erste Neusser Händler bieten Wagen mit Batterieantrieb aus zweiter Hand an. Die Umweltprämie fällt dann aber weg.
Neuss. Das Interesse an Elektroautos in Neusser Autohäusern ist eher gering. Obwohl Käufer neuer Elektroautos seit dem 2. Juli Prämien beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) beantragen können, macht sich in Neuss kaum eine stärkere Nachfrage bemerkbar. „Die Modellpalette gibt noch nicht sehr viel her — allerdings bringt Kia bald einen neuen Hybrid-Wagen heraus. Davon haben wir schon zwei verkauft“, berichtet David Adolphs vom Autohaus Dresen. Sein Kollege Herbert Klinger vom Autozentrum P&A zählt acht verkaufte Elektro-Neuwagen seit Anfang des Jahres, während die Firma BMW Timmermanns an ihrem Neusser Standort noch gar keine Elektro-Fahrzeuge anbietet. Viele Kunden sind wohl auch deshalb skeptisch, weil neue Elektromobile trotz geringer Reichweiten noch immer vergleichsweise teuer sind.
Jürgen Scheer, Stadtwerke-Sprecher
Günstige Alternativen sind die ersten Elektroautos aus zweiter Hand, die jetzt allmählich auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen. Das Unternehmen Leaseplan an der Hammer Landstraße zählt zu den ersten Händlern im Stadtgebiet, die gebrauchte Elektrofahrzeuge an private Kunden verkaufen. Dabei handelt es sich ausschließlich um Leasing-Rückläufer, also Firmenwagen, die nach drei bis vier Jahren an Privatleute verkauft werden. „Pro Woche stehen bei uns ein bis zwei gebrauchte Elektroautos zum Verkauf“, sagt Dirk Haubold. Er leitet den Bereich Gebrauchtwagen bei Leaseplan. Das Unternehmen habe keine Schwierigkeiten, gebrauchte Elektroautos zu vertreiben, da es diese günstiger als Neuwagen anbieten kann. Wenn Kunden beim Gebrauchtwagenkauf auch keinen „Umweltbonus“ mehr beantragen können, so sind für viele die hohen Benzinpreise ein ausschlaggebendes Argument, auf batteriebetriebene Fahrzeuge umzusteigen. Seit rund drei Jahren kommen regelmäßig E-Autos aus den Leasingverträgen zurück. „Die Zahl der Gebrauchtwagen steigt tendenziell“, erzählt Dirk Haubold. Immer mehr gewerbliche Kunden schaffen sich für ihren Fuhrpark ein Elektroauto an, um ihrem Unternehmen etwa einen grünen Anstrich zu verpassen. „Geeignet sind die Fahrzeuge allerdings in erster Linie für Fahrer, die kurze Strecken zurücklegen wollen“, erklärt Leaseplan-Gebrauchtwagen-Verkäufer Jochen Hebel.
Die meisten gewerblichen Kunden wollten die Fahrzeuge für den Außendienst nutzen. Dafür müssen sie weite Strecken zurücklegen können. Doch mit reinen Elektroautos kommen Fahrer oft nicht weiter als 150 Kilometer. „Dann müssen sie die Batterie ihres Fahrzeugs aufladen. Das macht viele Kunden skeptisch.“
Tatsächlich ist das Aufladen der Fahrzeuge im öffentlichen Verkehrsraum in Neuss ein Problem, weil es stadtweit gerade einmal drei Tanksäulen für E-Autos gibt: Zwei betreiben die Stadtwerke im Gewerbegebiet Moselstraße, eine weitere Tanksäule der Firma RWE steht an der Collingstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs. Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer: „Neue Tankstellen für Elektroautos stehen bei uns ganz oben auf der Agenda. Da wird sich in nächster Zeit einiges tun.“ In welchem Zeitraum konkret, lässt er offen.