Grevenbroich: Knistern und Auslaufrille: Die Schallplatte lebt
Im Rahmen der Ausstellung „Diese Hülle ist ein Hit“ lockte die Plattenbörse passionierte Sammler in die Villa Erckens.
Grevenbroich. Adam Jansch lässt die schwarze Scheibe behutsam aus der Hülle gleiten, betrachtet liebevoll das glänzende Vinyl. "In einer Schallplatte ist Leben drin", sagt der 70-Jährige überzeugt. Seit Jahrzehnten gehört er zu den passionierten Sammlern. Über 100.000 Singles und 50.000 LPs bewahrt der Neukirchener in seinem umgebauten Heizungskeller auf, hinzu kommen noch 30.000CDs.
Darunter sind nicht wenige Raritäten, aufgestöbert auf Trödelmärkten und Plattenbörsen. Rock und Schlager, Klassiker wie die Beatles und die Rock’n’Roll-Helden der 50er Jahre. Gefragt nach seinen Lieblingsmusikern, braucht er nicht lange zu überlegen: Julio Iglesias und Caterina Valente gehören dazu, allen voran aber Nana Mouskouri.
"Von der habe ich an die 150 Singles und 50 LPs". Einen kleinen Teil der Sammlung bot Adam Jansch auf der Plattenbörse im Museum am Samstag zum Verkauf an - in einem eigenen Raum.
Neben Adam Jansch hatten vier weitere passionierte Sammler ihre Verkaufsstände auf der Plattenbörse aufgebaut. Ein El Dorado für Fans der schwarzen Scheiben. "Die Leute bleiben relativ lang im Haus und suchen gezielt nach Schallplatten.
Einige sind sogar aus den Niederlanden angereist", beobachtet Kulturamtsleiter Stefan Pelzer-Florack, der mit Veranstaltungen wie der Plattenbörse neue Besucher fürs Museum begeistern will. Immer wieder hört er bei solchen Events den Satz "Ich war noch nie hier" - "von Grevenbroichern, die sich zu einem besonderen Anlass hineintrauen und dann hoffentlich wiederkommen."
Die laufende Ausstellung jedenfalls dürfte den Geschmack der neugierigen Vinylfans treffen. Unter dem Titel "Diese Hülle ist ein Hit" zeigt das Museum noch bis zum 16.September einen Überblick über 70 Jahre Plattencoverdesign. Viele Exponate sind Leihgaben der Sammler. Adam Jansch steuerte beispielsweise eine ganze Reihe seltener Cover bei.
Der ebenfalls ausgestellte Uralt-Plattenspieler gehört Holger Nantke, der ebenfalls am Samstag mit einem Stand vertreten war. Das Gerät - von ihm liebevoll "Monster" genannt - führt der eingestandene Schellack-Fan gern vor: Mit der Kurbel aufziehen, Nadel rein und in erstaunlicher Lautstärke erklingen die Hits aus alten Zeiten, begleitet von einem sanften Knistern.
CDs dagegen haben einen kalten Klang, bedauert Nantke. Eine Schallplatte aber will gepflegt werden, und wenn man sie in die Hand nimmt, weckt sie Erinnerungen.
Musik-Download? Nicht mit Holger Nantke: "Beim Runterladen haben Sie ja gar nichts Materielles mehr. Virtuelle Musik für virtuelles Geld, das ist alles."