Kaarst: Napoleon war der Ehrengast
Die Kaarster feierten am Wochenende das 200-jährige Bestehen des Nordkanals.
Kaarst. Seine Ankunft beim Fest zum 200. Geburtstag des Nordkanals hatte sich Napoleon Bonaparte anders vorgestellt. "Der Kaiser steht hier und Ihr habt die Hände in den Taschen", klagte sein Adjutant.
"Jubelt oder Ihr müsst den Kanal frei schippen", sprach er zum Volk. Im dritten Anlauf brach dann endlich der Jubel in der Menge aus und das Fest zu Ehren des "Grand Canal du Nord" konnte beginnen.
Bis Mitternacht herrschte am Samstag ein reges Treiben auf dem Festplatz. Über den Markt zog der Duft von deftigem Ritterschmaus. An zahlreichen Stellen glühte die Kohle, beim Wanderbäcker genauso wie beim Schmied: Ralf Pretzlaw und Andreas Wencel von der Burg Vondern zeigten ihr Handwerk.
Neben den unterschiedlichen Schwertern war aber die alte Schiffskanone der große Stolz von Andreas Wencel. Über ihr baute sich bei entsprechendem Wind die blau-weiß-rote Tricolore, die französische Flagge, auf. An den weiteren Ständen der Marktbetreiber waren Seile, Silberschmuck und Holzspielzeug erhältlich.
Gute Träume wünschte Thomas Kutscha einem Kunden, der gerade eine Felldecke von ihm erworben hatte. Aus der Wolle von Schafen, Füchsen, Kälbern oder Kaninchen fertigte er außerdem Strümpfe und Schals an oder fütterte damit Schuhe aus. Jungen und Mädchen durften sich beim Steinmetz selbst handwerklich betätigen oder sich beim Bogen- und Armbrustschießen ausprobieren.
Für Spaß auf dem Kettenkarussell sorgte "Karusselldreher Reiner": Unermüdlich kurbelte er, um sein selbst gebautes Fahrgeschäft in Betrieb zu halten. "Kettenkarussells gab es bestimmt auch schon vor 200 Jahren. Allerdings ist da nichts überliefert", sagte er und lachte. Der Karusselldreher war extra aus dem schwäbischen Esslingen nach Kaarst gereist.
"Die Leute hier sind sehr nett und gesprächig. Es ist ein ganz wunderbares Familienfest", lobte er. Was die Brauchtumsgesellschaft Carolus und der Förderkreis Holzbüttgen am Wochenende auf die Beine stellten, hatten viele Besucher nicht erwartet.
Am Samstag, als das Wetter auch mitspielte, war das Marktgelände von Beginn an gut besucht. Aus Tonkrügen wurde Federweißer oder Honigbier getrunken. Gaukler Gilbert führte mit französischem Akzent durch sein Programm.
Die Band "Dectera Lugh" - mit Dudelsack, Schlagzeug und Klampfe - unterhielt das Publikum mit mittelalterlicher Musik und ein Zauberkünstler mit losem Mundwerk tauschte die Kleidung mit einer Zuschauerin. Für den gesamten Markt hatten die Veranstalter zuvor zahlreiche mittelalterliche Feste besucht.
Abends verlagerte sich das Treiben dann auf den Sportplatz. Dort verfolgten mehrere tausend Zuschauer das zweistündige Konzert von "De Räuber".