Grundschüler lösen Streit ohne Gewalt

Training mit Kölner Pädagogin an der Erich-Kästner-Grundschule.

Foto: Lothar Berns

Elsen. Bei Beleidigungen und Anfeindungen cool bleiben, sich nicht provozieren lassen — das ist wahre Stärke. Doch oft tragen Schüler ihre Konflikte mit Gewalt aus, wollen sich körperlich durchsetzen. Die Grundschüler der Erich-Kästner-Schule in Elsen lernen derzeit in einer speziellen Unterrichtsreihe, genau das zu vermeiden. „Gewaltfrei lernen“ nennt sich das Programm, das ihnen helfen soll, ein Machtwort zu sprechen — und Streitigkeiten verbal zu lösen.

Dafür ging’s gestern in die Sporthalle der Grundschule, fortgebildet werden alle 330 Schüler und sogar die Lehrer. „Bewegung ist ein Teil des Konzepts“, sagt Projektleiterin Sibylle Wanders (47) aus Köln, die das Programm „Gewaltfrei lernen“ vor einigen Jahren ins Leben gerufen hatte. Inzwischen besucht sie mit 22 weiteren Konfliktpädagogen und Sportlehrern Schulen in ganz Nordrhein-Westfalen.

Oberstes Ziel für die Schüler ist es, sich von körperlichen sowie von verbalen Attacken abzugrenzen und diese mit Sprachmustern abzuwehren. „Stopp! Fass mich nicht an!“ ist eines dieser Sprachmuster, mit denen sich Schüler in Stresssituationen, die zu eskalieren drohen, auch ohne Gewalteinwirkung Respekt verschaffen können. „Das Projekt ist eine Mischung aus Selbstbehauptungsübungen und Bewegungsspielen“, erklärt Sibylle Wanders, die Konflikte gestern in der Erich-Kästner-Schule gemeinsam mit einem Kollegen anschaulich nachstellte und den Kindern erklärte, wie sie am geschicktesten reagieren.

Zum Beispiel mit einem klaren Signal wie einer abweisenden Hand und der Drohung, sich an einen Erwachsenen zu wenden. Oder: Dem verbalen Angreifer die kalte Schulter zeigen, Beleidigungen gezielt ignorieren und von sich weisen. Die Tipps werden von den Kindern sofort nachempfunden, in den kommenden Wochen sollen alle 13 Klassen dreimal für jeweils 90 Minuten unterrichtet werden. „Das Projekt startete an unserer Schule zum Beginn des Monats. Es zeigt schon jetzt Wirkung“, beobachtet Schulleiterin Ruth Hennen (60), die von einem wichtigen Baustein für das schulische Wertekonzept spricht und sich freut, dass Sibylle Wanders auch an ihrer Schule Station macht.

„Auch die Schüler, die noch nicht gut argumentieren können, haben durch die vorgefertigten Satzmuster eine Möglichkeit, sich schnell von Konflikten abzugrenzen“, erklärt die Schulleiterin.

Zum Projekt zählt neben einer Lehrer-Fortbildung auch ein Elternabend, bei dem Sibylle Wanders die Aspekte von „Gewaltfrei lernen“ auch den Müttern und Vätern vermitteln will.

In den vergangenen Jahren hatte die Konfliktpädagogin bereits an der Grundschule Stadtmitte und an der Grundschule in Noithausen Kinder und Lehrer fortgebildet — mit Erfolg. Viele Schüler transportieren ihre Erfahrungen auch auf die weiterführenden Schulen.