Hackenbroicher wegen Mordes angeklagt
Das Landgericht Köln hat einem 48 Jahre alten Dormagener die Anklageschrift zugestellt.
Hackenbroich. Die Akten liegen auf dem Tisch, die Beweislage ist gesichtet, die Anklage steht fest: Die Staatsanwaltschaft Köln erhebt gegen einen 48 Jahre alten Mann aus Hackenbroich gleich zwei Anklagen in zwei Fällen: Zum einen wegen heimtückischen Mordes sowie in einem weiteren Fall wegen versuchter Anstiftung. Dass es dabei wohl auch um einen möglichen Mord geht, scheint wahrscheinlich, ist aber so nicht formuliert worden.
Achim Hengstenberg, Sprecher Landgericht Köln
Laut Anklageschrift war der Hackenbroicher am 10. Januar dieses Jahres gegen 22.30 Uhr mit dem späteren Opfer mit dem Auto im Großraum Köln unterwegs. Aus welchem Grund sie einen Fahrerwechsel vereinbarten, kann zurzeit nicht gesagt werden. Als sich beide Männer nach dem Aussteigen am Kofferraum begegneten, stach der Angeklagte mit einem Messer mehrfach auf das Opfer ein, das an einem Stich ins Herz starb.
„Das Motiv dieser Tat ist nicht bekannt“, sagt Achim Hengstenberg, Sprecher des Landgerichts in Köln. Der Tatverdächtige hat sich seit seiner Festnahme im April in Schweigen gehüllt. Daher ist auch der genaue Tatort bis heute den Ermittlern nicht bekannt. Mit einem weiteren Mann (ob der sich bereits in dem Auto befand, geht aus der Anklageschrift nicht hervor) beseitigte der 48-Jährige dann die Leiche in einem Waldgebiet bei Lindlar im Oberbergischen Land.
Dieser „Dritte“, der vom Landgericht nicht weiter bezeichnet wird. spielt in dem zweiten Fall eine zentrale Rolle. Denn dem Angeklagten aus Hackenbroich wird vorgeworfen, er habe eben jenen Mann, der ihm beim Transport der Leiche geholfen hatte, angehalten, einen Zeugen mittels einer Überdosis Heroin zu töten. „Damit sollte verhindert werden, dass der Zeuge in einem Prozess vor dem Amtsgericht Bonn gegen ihn aussagt“, so Hengstenberg. Worum es dabei ging, ist unklar und spielt in dem jetzt anstehenden Prozess keine Rolle. Der Mann erklärte sich zunächst damit einverstanden, führte die Tat jedoch nicht aus. Wann der Prozess eröffnet wird, ist noch offen.
Die gesamten Umstände des Falls sind ausgesprochen kurios. Wie die Staatsanwaltschaft Köln im April bestätigte, wurde die Kölner Polizei von einem Journalisten des „Express“ über den Mord und den Fundort informiert. Dieser hatte wiederum einen Tipp bekommen.
Doch die Polizei konnte den Toten in dem angegebenen Areal nicht finden. Das gelang indes anschließend dem Journalisten und Zeugen nach stundenlanger Suche: Sie fanden die verweste Leiche des 32 Jahre alten Toten und riefen erneut die Polizei. Die konnte das Opfer, das keinen festen Wohnsitz hatte, zunächst nicht identifizieren, griff gleichwohl den Hinweis des Tippgebers auf und nahm den Dormagener fest. Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer: „Es lagen weitere Beweismittel vor, die den dringenden Tatverdacht ergaben.“ Es handelt sich dabei um einen Mann, der zuvor im Raum Bonn gelebt hat. Das Opfer hatte auffällige Tätowierungen an einem Unterarm. Eine Frau, die ansonsten nichts mit dem Fall zu tun hat, erkannte die Tattoos und meldete sich bei der Polizei.