Hartmann beschwört Erneuerung der SPD

Der Landesparteichef überzeugte beim Kreisparteitag mit Ideen für die künftige Ausrichtung der SPD.

Foto: Andreas Woitschützke

Grevenbroich. Am Ende hatte er alle überzeugt — und der Geist des Aufbruchs wehte durch die Zehntscheune. Sebastian Hartmann, Chef der Landespartei, war am Samstag zu Gast bei der Kreis-SPD, sein erster Auftritt bei einem Parteitag nach seiner Wahl vor einer Woche. Vor 93 Delegierten machte der 40-jährige Hoffnungsträger klar, wohin der sozialdemokratische Weg führen muss: „Wir müssen wieder spannender und mutiger in den Antworten werden“, appelliert Hartmann. „Nicht herumdrucksen, sondern Probleme lösen — und das, was wir wollen, müssen wir besser machen.“

Dass die SPD einen Neubeginn braucht, ist wohl den meisten Delegierten in der Scheune klar. Und Hartmanns Losung „Auf nach vorn“ ist Wasser auf die Mühlen des Kreisvorsitzenden Daniel Rinkert. Er hat den Parteitag unter das Motto der Erneuerung gestellt — und andere Wege beschritten. Statt Stuhlreihen werden Thementische gebildet, an denen die Genossen Ideen für eine programmatische Neuaufstellung schmieden. Die sollen im Herbst 2019 in Anträge für den Bundesparteitag münden.

Das Brainstorming hat aber noch weiteres Ziel: „Wir wollen die modernste und spannendste Partei im Kreis werden“, sagt Rinkert „Dafür müssen wir aber härter an uns arbeiten.“ Heißt: Workshops, Diskussionen, Exkursionen und Debatten-Camps sollen künftig für die Genossen auf der Tagesordnung stehen.

Daniel Rinkert, SPD-Kreisvorsitzender

„Die Arbeit vor Ort muss ebenfalls gestärkt werden, wir müssen wieder Kümmerer werden, um das Vertrauen der Leute zurückzugewinnen“, betont der Vorsitzende. Gerade im Braunkohlerevier gebe es da Probleme, sagt Grevenbroichs Bürgermeister Klaus Krützen: „Die Kumpels sehen in CDU und FDP mittlerweile die verlässlicheren Partner.“ Öffentlich will sich die SPD ohnehin künftig breiter aufstellen — etwa bei einem zu gründenden Wirtschaftsforum oder einem Kulturforum, das in diesem Sommer an den Start geht.

Den Herausforderungen, die sich durch Digitalisierung und Strukturwandel ergeben, will die SPD mit einem „Innovationslabor“ begegnen. „Wir wollen einen breit angelegten Dialog mit Fachleuten, Organisationen und Bürgern führen“, sagt Rinkert. Bis Sommer 2020 sollen Konzepte stehen. Das Ziel: Der Kreis müsse die Veränderungen, die sich durch die Digitalisierung in allen Lebensbereichen und durch das Ende der Braunkohleverstromung entstehen, nutzen und „zum Innovationsstandort Nummer eins in NRW“ werden.

„Lasst uns darüber reden, wie wir die Zukunft gestalten“ — Sebastian Hartmanns Appell ist bei den Sozialdemokraten im Rhein-Kreis offenbar angekommen. Nach dem Startschuss in Grevenbroich wollen sie bis Ende 2019 an einem Konzept für die Kommunalwahlen 2020 feilen und mit einer erneuerten SPD die Wähler überzeugen — „mutig, klar in der Sprache und mit großer Lust“, sagte Rinkert. „Und wir werden darum kämpfen, dass der nächste Landrat ein Sozialdemokrat ist. Hans-Jürgen Petrauschke sollte es sich nicht allzu bequem im Kreishaus einrichten.“

Diesen Weg beschreiten auch die Jungsozialisten mit. Die Delegierten verabschiedeten einen Antrag, nach dem die Jusos noch vor den Kommunalwahlen im Jahr 2020 einen eigenen Themenparteitag veranstalten wollen, zu dem sie alle Jugendverbände aus dem Rhein-Kreis Neuss einladen möchten. Auch dies sei ein wichtiger Teil des Erneuerungsprozesses.