Hausfassaden sollen verschönert werden
Mit einem Hof- und Fassadenprogramm von etwa 150 000 Euro werden Privat-Investitionen in der Innenstadt gefördert. Fürs das erste Projekt ist jetzt das Geld bewilligt.
Grevenbroich. Nicht nur Straßen und Plätze sollen im Rahmen des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts (ISEK) neu gestaltet werden — die Stadt hat ein neues Hof- und Fassadenprogramm für das Bahnhofs- und das Montzviertel sowie die Kerninnenstadt aufgelegt. So will sie mit Anreizen die Haus- und Grundstückseigentümer bei den Bemühungen für attraktivere Quartiere mit ins Boot holen. Insgesamt 150.000 Euro stehen bis Ende 2019 als Fördermittel zur Verfügung. Gestern wurde der erste Zuwendungsbescheid an Mathias Istas übergeben. Der Grevenbroicher nutzt den Zuschuss für einen neuen Fassaden-Anstrich seines Gründerzeit-Hauses. Für weitere elf Projekte gibt es Anfragen.
Mathias Istas, Privatinvestor
„Mit ISEK werden nicht nur öffentliche Investitionen gefördert, sondern auch solche von Privatleuten“, erklärt Dorothea Rendel, Leiterin des Planungsfachbereichs im Rathaus. Im Bahnhofsviertel stehen etliche Häuser aus der Gründerzeit um 1900. Doch so manches Haus weist, wie die Stadt festgestellt hat, Fassadenschäden oder „vernachlässigte Bausubstanz“ auf, könnte eine Verschönerung gebrauchen. „Hausfassaden sind das Gesicht einer Straße, sie prägen den Straßenraum“, betont Dorothea Rendel. Im Rahmen des Förderprogramms können beispielsweise Fassaden und Dächer begrünt oder Hofflächen entsiegelt werden. „Es geht um Verschönerung, Wärmedämmung wird mit diesem Programm nicht gefördert“, erklärt Knud Gerdes von der Stadtplanung.
Am Haus von Mathias Istas an der Bahnstraße „wäre ein neuer Fassadenanstrich sowieso eine der nächsten Taten gewesen“, erzählt der 59-Jährige. Vor drei Jahren hat er das Haus gekauft. „Als ich das erste mal drinnen war, war ich sofort begeistert. Mit Lehm in den Wänden und viel Holz atmet das Haus, es lebt“, schildert Istas. Er habe früher bereits an der Bahnstraße gewohnt, „die Straße ist weger ihrer vielen Gründerzeithäuser toll“, sagt Istas, der ein Faible unter anderem für Möbel und Accessoires aus den 50er Jahren hat. In dem Gebäude — Baujahr unbekannt — betrieb einst die jüdische Familie Katz einen Viehhandel, noch heute sind hinter der Zufahrt Eisenringe zum Anbinden vorhanden. Vor dem Haus ist ein „Stolperstein“ verlegt — er erinnert an Joseph Katz, der 1942 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager ermordet worden ist.
Rund 70.000 Euro hat Mathias Istas bereits in das Haus gesteckt. „Anfangs gab es nur ein Bad für drei Etagen, geheizt wurde mit Kohleöfen.“ Mehrere Badezimmer wurden eingebaut, eine moderne Heizung installiert. Im Wohnzimmer verbreitet allerdings noch ein Ofen wohlige Wärme. Nun geht’s an die Fassade. Der Anstrich im Erdgeschoss blättert und soll erneuert werden. Der Hausherr erhält dafür knapp 2400 Euro Zuschuss. Die oberen Geschosse teils mit gelber Klinkerfassade, teils mit roten Steinen wird weiter Zeugnis von schweren Zeiten ablegen. „Nach einem Bombenschaden im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Fassade neu errichtet“, berichtet Istas.
Die Stadt hofft auf weitere Eigentümer, die mit Fördermitteln ihre Fassade erneuern wollen. 50 Prozent der anerkannten Ausgaben sind zuwendungsfähig, höchstens aber 60 Euro pro Quadratmeter umgestalteter Fläche.