Hermann Gröhe wird Gesundheitsminister

Neusser CDU-Generalsekretär bekommt Ministerposten.

Neuss/Berlin. Es ist ein spektakulärer Ämterwechsel: Damit ist in diesem Fall nicht der Wechsel der bisherigen Arbeitsministerin Ursula von der Leyen ins Verteidigungsministerium gemeint, sondern, dass der bisherige Neusser CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe Gesundheitsminister im neuen Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird. Eine faustdicke Überraschung nennt man das wohl.

Schon in den vergangenen Tagen war Gröhe als Bildungsminister im Gespräch, nun wird der Jurist für das „Schlüsselministerium“ Gesundheit verantwortlich sein und damit Nachfolger von Daniel Bahr (FDP). Mit seinem Vorgänger hat sich Hermann Gröhe schon ausgetauscht, wie er der WZ gestern aus Berlin berichtete. Am Mittwoch wird voraussichtlich Übergabe im Ministerium sein. Der 52-Jährige freut sich auf die neue Herausforderung und spricht von einer anspruchsvollen, gesellschaftspolitischen Aufgabe: „Es ist mir eine Ehre und Freude in die Bundesregierung einzuziehen.“

Gröhe ist seit vier Jahren Generalsekretär der CDU. Er war für den erfolgreichen Bundestagswahlkampf der Union verantwortlich, gilt als Vertrauter der Kanzlerin und hat sicherlich maßgeblich Anteil am Zustandekommen der Großen Koalition. Jetzt wird er mit einem Ministerposten belohnt.

Wer die steile Karriere des Neussers verfolgt, kennt ihn als sachlich, freundlich und fair. Das räumt auch der politische Gegner ein. Zudem gilt Gröhe als exzellenter Strippenzieher. Er kann auf eine höfliche Art direkt sein.

Als er 2009 Generalsekretär wurde, musste sich Gröhe erst einmal an die „Rundum-Verplanung“ gewöhnen, für Termine in seiner Heimatstadt fand sich aber immer noch Zeit. Jetzt hofft er, dass er künftig vielleicht sogar etwas häufiger im Rheinland und auch in Neuss sein kann, da das Gesundheitsministerium seinen Dienstsitz nicht nur in Berlin, sondern auch in Bonn hat. „Der Wahlkreis ist mir wichtig. Neuss bleibt mein Lebensmittelpunkt“, sagt der Christdemokrat.

Keinen Hehl macht Gröhe daraus, dass ihm der Abschied aus dem Konrad-Adenauer-Haus schwer fallen wird: „Wir waren als Team sehr erfolgreich.“

Auch wenn Gröhe vielleicht bislang nicht unbedingt viele Berührungspunkte mit gesundheitspolitischen Themen hatte und das Ministerium als besonders hart gilt, freut er sich auf sein neues Fachgebiet: „Ein bisschen Erfahrung bringe ich ja mit“, sagt er. „Wir haben ein sehr leistungsfähiges Gesundheitssystem in Deutschland.“ In den Koalitionsgesprächen habe man bereits vieles verabredet, das jetzt in Angriff genommen werde. Die Finanzierung der Kranken- und Pflegeversicherung sei sicher ein harter Brocken, er wolle aber auch Pflegeberufe wieder attraktiver machen oder die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum sichern.