Historie: Ein Kloster, das zum Zeughaus wurde

Vor 375 Jahren begannen die Arbeiten für das Kloster der Observanten.

Neuss. Es waren wieder einmal unsichere Zeiten. Noch blieben die Neusser vom Dreißigjährigen Krieg verschont, machten nicht wenige Handwerker sogar gute Kriegsgeschäfte. Doch die Folgen des Truchsessischen Kriegs waren weiterhin sichtbar, die Stadt bemühte sich um Aufbau. Und so war man im Rathaus gar nicht erfreut, als die Franziskaner/Observanten auf Wunsch des Kurfürsten ein Kloster — das spätere Zeughaus — am sogenannten Judensteg errichten sollten.

Der Magistrat, so hat es Irmgard Feldhaus in einem Beitrag für Novaesium (1971) zitiert, wurde gegenüber dem Kurfürsten deutlich: Durch den Klosterbau werde der Bau bürgerlicher Häuser verhindert. Der Anteil an geistlichen Plätzen, von denen keine Steuern und sonstigen Lasten zu erheben waren, nehme Überhand. Und schließlich sei auch der gottesdienstliche Zuwachs unnötig, gebe es doch neben dem Quirinusstift bereits fünf „Mannsklöster“.

Nach langem Streit begannen im Sommer 1637, vor 375 Jahren, die Bauarbeiten zunächst für die Kirche, dann für das Kloster. Der Dreißigjährige Krieg traf die Stadt doch noch, die Besatzung prägte den Ausdruck von der „Hessennot“, aber Kirchen und Kloster wurden relativ schnell vollendet.

Kirchlich genutzt — auch als Gymnasium — blieben beide Gebäude bis zur Säkularisierung durch die Franzosen 1802. „Unter Weinen“ habe man die Gläubigen aus der Kirche getrieben, berichten die Quellen.

Das Observantenkloster wurde nicht, wie das Marienbergkloster, zur Fleischhalle, nicht wie das Franziskanerkloster zur französischen Garnison oder zu Wohnzwecken umgebaut wie das Klarissenkloster, sondern ging — als französischsprachige Sekundarschule — in städtischen Besitz über. Die Kirche diente den Preußen als Zeughaus, dann als Getreidespeicher, der Name aber sollte sich halten.

Mehrfach wurde der Abriss erwogen, schließlich baute die Stadt das Zeughaus zum Festsaal und das Kloster zu Nebenräumen um. 20 Jahre bis 1944 war das Haus Sitz des Rheinischen Städtebundtheaters, nach dem Krieg wurde es, anders als das städtische Museum am Markt, als Konzert- und Festsaal wieder aufgebaut. Die grundlegende Renovierung 1998/99 sicherte der Stadt ein markantes Veranstaltungshaus.