Hygiene-Ampel für Metzger kommt

In Zukunft sollen Skalen am Eingang der Geschäfte zeigen, ob hygienisch gearbeitet wird. Es gibt Kritik am Modell.

Rhein-Kreis. Die NRW-Landesregierung will für Verbraucher transparent machen, wie die Kontrollergebnisse in Betrieben ausgefallen sind, die Lebensmittel verarbeiten. Darauf müssen sich jetzt auch die Fleischer im Rhein-Kreis Neuss einstellen. Sie müssen künftig Skalen an den Eingängen ihrer Geschäfte aufhängen, auf denen ihre Kunden ablesen können, wie hygienisch dort gearbeitet wird. Die sogenannte Hygiene-Ampel soll noch vor den Landtagswahlen im Mai Pflicht werden. Bei der Innungsversammlung der Fleischer haben Fachleute des Kreis-Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes jetzt Details vorgestellt. Wie Dr. Simon Eimer vortrug, sollen die allgemeine Zuverlässigkeit des Betriebs, die Zuverlässigkeit der Eigenkontrollen sowie das Hygienemanagement in die Bewertung einfließen.

Betroffen sein sollen kreisweit etliche Fleischereiketten, Supermärkte mit Fleisch- und Wursttheken sowie 22 selbstständige Metzgereien und 14 Betriebe, in denen auch Tiere geschlachtet werden. Weil Fleisch zu den empfindlichsten Lebensmitteln zählt und sich schon Keime bilden können, wenn es nicht exakt bei der richtigen Temperatur gelagert wird, haben die Kontrolleure des Lebensmittelüberwachungsamtes ohnehin ein besonderes Auge auf die fleischverarbeitenden Betriebe im Kreis. „Wir kontrollieren immer unangekündigt“, sagt Amtsleiter Dr. Frank Schäfer. Im Schnitt fänden die Kontrollen einmal pro Jahr statt. Oft werden Mängel beanstandet.

Wie Obermeister Willi Schillings mitteilt, ändere sich für die Fleischer mit der Einführung der Hygiene-Ampel nicht viel. „Wir arbeiten schon jetzt äußerst penibel“, sagt der Fleischermeister, der betont, dass die Fleischer nichts gegen mehr Transparenz oder gar die Kontrollen hätten. Vielmehr kritisiert er die Bürokratie: Schillings schätzt, dass er zehn Prozent seiner Arbeitszeit damit verbringt, etwa Temperaturdaten und Reinigungen in Tabellen zu dokumentieren. Ihm zufolge haben viele Fleischer in Sachen Hygiene-Ampel zudem ein mulmiges Gefühl, weil die umfangreichen Kontrollen auf eine kleine Skala mit grünem, gelbem und rotem Bereich sowie einem Pfeil, der eine Tendenz anzeigt, reduziert werden.

Simon Eimer vom Überwachungsamt bezeichnet die Art der Transparentmachung als „diskussionswürdig“. Alle Beurteilungsmerkmale würden abstrakt in drei Farben zusammengefasst. Sollten geringe Mängel („Lücken in der Dokumentation“) festgestellt werden, schafft es der Betrieb mit bis zu 36 Risikopunkten noch in den grünen Bereich. „Rot“ soll es für schwere Mängel („keine Temperaturliste geführt“) geben, die mit 55 oder mehr Risikopunkten bewertet werden. Die Kontrollen müssen die Betriebe selbst zahlen. Wie Schäfer erklärt, fielen 77 Euro pro Regelkontrolle an. Sollten Proben beanstandet werden, fielen zusätzlich die Untersuchungskosten an.