Im „Alex“ werden weitere Plätzefür Flüchtlinge geschaffen
In der früheren Aufnahmeklinik des Krankenhauses sollen 150 neue Plätze entstehen.
Neuss. In der früheren Aufnahmeklinik des Alexianer-Krankenhauses wird unter Hochdruck gearbeitet. Männer tragen kaputte Schrankteile nach draußen, verlegen Kabel und bauen Doppelstock-Betten auf. „Hier sollen 150 neue Plätze für Flüchtlinge entstehen“, erklärt Rechtsanwalt Jost Paul. Das Gebäude aus den 1980er-Jahren, in dem sich zuletzt die Augustinus-Behindertenhilfe befand, müsse wieder funktionsfähig gemacht werden. Ebenso das ehemalige Schwesternheim, in dem weitere 150 Betten vorgesehen sind. „Insgesamt werden nächste Woche hier auf dem Gelände 1150 Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung stehen.“
Paul vertritt die Alexianerbrüder, die ihre Gebäude der Bezirksregierung Arnsberg für die Unterbringung von Asylbewerbern vermieten. Erst letzte Woche war bekannt geworden, dass die Zahl auf 1000 steigen soll. „Aber die Not ist so groß, dass der Orden versucht, so gut es geht zu helfen.“ Dazu gehöre „eine karitative Miete“. „Das Land zahlt den Alexianerbrüdern nicht mehr als zu Beginn, als es nur 150 Flüchtlinge waren“, sagt der Rechtsanwalt.
Wie sehr sich die Lage zuspitzt, konnte Sozialdezernent Stefan Hahn am Donnerstag einem Telefonat mit der Arnsberger Bezirksregierung entnehmen. Die stellt deutlich höhere Zuweisungen in Aussicht. „Es ist nicht so, dass in den nächsten Stunden Busse voller Flüchtlinge vor der Tür stehen werden,“ sagt Hahn. Doch die Stadt habe die Sorge, dass sie ab Oktober so viele Menschen aufnehmen muss, dass alle vorbereiteten und verfügbaren Quartiere nicht ausreichen werden. „Es kann sein, dass wir auf kurzfristig aktivierbare Alternativen wie die Eissporthalle zurückgreifen müssen“, sagt er. Auch mit dem Commundo-Tagungshotel werde über eine Anmietung verhandelt, doch das, so Hahn, „braucht Zeit“.
Also wird ausgebaut, vor allem im „Alex“. Unter den Arbeitern, die dort die Räume auf Vordermann bringen, sind mehrere afrikanische Flüchtlinge. „Die Bewohner helfen freiwillig mit“, sagt Heimleiterin Snezana Doroski. Rund 60 Frauen und Männer sind bei der Firma European Homecare beschäftigt, die die Zentrale Unterbringungseinrichtung betreibt. „Wenn alle Plätze des Heims belegt sind, werden wir über 100 Mitarbeiter brauchen“, ist Doroski überzeugt. „Pädagogen, Krankenschwestern, Reinigungs- und Küchenpersonal.“
Einen Engpass könnte es allerdings bald beim Material geben. „Die letzte Lieferung mit 100 Betten kam aus Italien“, berichtet die Heimleiterin. Auch die Stadt Neuss blickt stirnrunzelnd auf die Lieferzeiten. Sie will Ende Oktober ein provisorisches Flüchtlingsheim am Südbad in Betrieb nehmen. „Wenn die Container rechtzeitig da sind“, sagt Sozialdezernent Hahn. Man habe sie schon im Frühjahr bestellt. „Aber die Lieferzeiten betragen mittlerweile sieben bis acht Monate.“ Aus demselben Grund stehe nicht fest, wann die provisorische Unterkunft am Nordbad eröffnen kann. „Lieferengpässe gibt es übrigens auch bei Zelten, mobilen Toiletten und Sanitäranlagen.“
„In den letzten drei Wochen hat die Landeseinrichtung im ,Alex’ ihre Plätze verdoppelt, und die Wirkung ist schon verpufft“, sagt Hahn. „Wir sind schon dabei, die Plätze im neuen Übergangswohnheim am Berghäuschensweg zu belegen.“ 100 Betten gibt es dort.
Auch die Alexianerbrüder überlegen. „Vielleicht könnte man noch Plätze in der ehemaligen Wäscherei und im Therapiebereich schaffen“, sagt Jost Paul.