Im Einsatz für die Obdachlosen
Arzt Dirk Stenmanns behandelt Wohnungslose und wird dafür geehrt.
Neuss. Wenn am Mittwochnachmittag die Arztpraxen geschlossen sind, nimmt Dirk Stenmanns seinen Kittel und macht sich auf den Weg.
Sein Ziel sind Menschen, die ein besonders hartes Los gezogen haben, und die wegen einer Krankheit nicht in eine Praxis gehen. Seit drei Jahren setzt sich der Allgemeinmediziner mit Praxis an der Niederstraße für Obdachlose ein und wird dafür heute von der Stadt Neuss geehrt.
„Im Café Ausblick und in der Suppenküche habe ich jeweils einen Raum, der mit dem Nötigsten ausgestattet ist. Manchmal kommt keiner, manchmal kommen fünf Menschen an einem Tag“, erzählt der 49-Jährige.
Die Reaktionen der Obdachlosen sind verschieden: „Manche nehmen das als selbstverständlich hin, andere sind unglaublich dankbar. Obdachlose haben ein ganz anderes Krankheitsverständnis. Viele kommen nicht auf die Idee, sich behandeln zu lassen.“
Viele Präparate für die Versorgung erhält Stenmanns von Pharmafirmen. „Außerdem sind nicht alle Obdachlosen ohne Versicherung. Für Härtefälle gibt es außerdem einen Notfallfonds von der Stadt und der Caritas“, sagt Stenmanns.
Sein Einsatz begleitet den Arzt lange. „Bevor ich mich 2006 niedergelassen habe, war ich in der Entwicklungshilfe in Papua-Neuguinea tätig, aus einer christlichen, ethischen Motivation heraus“, erzählt er. „Als ich hier anfing, war der offizielle Tenor, dass es keinen Bedarf an einem solchen Angebot gibt. Ich habe schnell festgestellt, dass es anders ist.“
Nachdem Stenmanns im Juni von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke geehrt wurde, bedankt sich heute auch der stellvertretende Bürgermeister Thomas Nickel bei ihm. Stenmanns freut sich: „Wenn das Projekt öffentlicher wird, weckt es vielleicht mehr Verständnis für die Lage der Menschen.“