Japan — Quelle der Inspiration

Das Kreismuseum Zons zeigt ab Sonntag japanische Musterschablonen und kostbare Nô-Kostüme.

Rhein-Kreis Neuss. In Zons fliegen Kraniche, Goldtöne schimmern, Chrysanthemen und Seerosen blühen — zumindest auf den prachtvollen Kimonostoffen und Nô-Kostümen, die ab Sonntag (11 Uhr) im Kreismuseum zu sehen sind.

Das Museum taucht ein in die fremde und faszinierende Welt der japanischen Kultur, von der sich bereits die europäischen Jugendstilkünstler inspirieren ließen. „Wahlverwandtschaften um 1900 — Katagami: Abbild, Vorbild, Funktion“ lautet dann auch der Titel der Ausstellung.

Japanische Musterschablonen aus Maulbeerbaumpapier dienten in der Edo- (1603-1867) und Meji-Zeit (1868-1912) zum Färben von Kimonos, Vorhängen oder Stirnbändern. Sie verkörpern den Reichtum der japanischen Dekorwelt, der sich die europäischen Künstler und Kunsthandwerker der Jahrhundertwende nicht entziehen konnten. „Hinter jedem der vielen Motive steht ein Gedicht oder ein poetischer Gedanke. Die Jugendstilkünstler wussten das nicht, sie spürten es“, erklärt Museumsleiterin Angelika Riemann die Wahlverwandtschaft. Auf Vasen, Fliesen und Porzellan setzten die europäischen Künstler dann ihre eigenen Entwürfe um. Seerosen, aber auch Disteln oder tränende Herzen dienten als Vorlage. Emile Gallé, Christian Neureuther oder Christopher Dresser griffen die japanischen Naturdarstellungen in ihrer Kunst auf.

Das Kreismuseum präsentiert nun erstmals eigene historische Katagami, deren Kauf durch den Förderverein und die Sparkasse möglich wurde. Zur neuen Sammlung gehören neben sechs großformatigen Färbeschablonen auch 25 seltene „Mutterschablonen“, die als Vorlage für Vergrößerungen dienten.

Die Herstellung der japanischen Katagami war zeitaufwändig und dauerte bei kleinteiligen Mustern schon mal bis zu drei Wochen. Das Dekor wurde mit einer Reispaste auf den Stoff aufgebracht — ein indirektes Färbeverfahren, das an die Batik-Technik oder den textilen Blaudruck erinnert.

Die Muster wurden mit einem Messer ins Papier geschnitten. Die Motive reichen von Tieren, Blumen oder Pflanzen bis hin zu abstrakt geometrischen und modernen Kompositionen. „Samurais etwa trugen besonders diffizile, feine Dekore“, erläutert Riemann. Blumen- oder Pflanzenornamente waren eher Frauenkimonos vorbehalten. Eine Papierschablone konnte rund zehn Mal benutzt werden, dann musste eine neue her.

Die Ausstellung zeigt insgesamt 35 Katagami, 40 Leihgaben aus Japan und 120 Jugendstilobjekte aus Privatsammlungen. Viele Exponate sind Unikate und waren bisher noch nie ausgestellt.

Auch der niederländische Grafiker und Designkünstler des Jugendstils, Jan Thorn Prikker, fand Anregung in Japan. Ein Messgewand nach einem seiner Entwürfe aus der Neusser Dreikönigenkirche ist ebenso in Zons zu sehen.

Die Ausstellung führt aber auch zum Nô-Theater und zeigt drei kostbare Nô-Kostüme mit in Katagamitechnik ausgeführten Silber- und Goldapplikationen, die von Nô-Kostümmeister Yamaguchi Akira den Originalen nachempfunden wurden. Dekorativ sind sie über weit ausladende Gestelle gelegt. Yamaguchi Akira erforscht die prachtvollen Gewänder aus Seide, in die teilweise Blattgold eingearbeitet ist, seit über 40 Jahren. Allein zwischen 1993 und 2003 analysierte er an die 1500 Nô-Kostüme.