Kaarst: Kein Kreuz für den Kaarster Ratssaal
Mit knapper Mehrheit stimmte der Rat dagegen, ein Kunstwerk mit einem Kreuz in zwei Fenster des Ratssaals zu hängen.
Kaarst. Dass die Kreuz-Gegner am Ende im Brauerei-Ausschank am Rathaus auf ihren Erfolg anstoßen konnten, damit hatte im Vorfeld der Ratssitzung am Donnerstagabend niemand gerechnet. Mit knapper Mehrheit stimmte der Rat dagegen, ein Kunstwerk mit einem Kreuz in zwei Fenster des Ratssaals zu hängen.
Eine Niederlage für die CDU-Fraktion, die das Schenkungsangebot des Initiativkreises "Kunst im Bürgerratssaal" annehmen wollte. SPD, Grüne, FDP, UWG und Zentrumspartei lehnten den Antrag mit 24 Nein- gegen 21 Ja-Stimmen ab.
Das knappe Abstimmungsergebnis täuschte darüber hinweg, dass bis auf die CDU alle Parteien durch das Kreuz die staatliche Neutralitätspflicht der Politik verletzt sahen. Die Grünen hatten offenbar Überzeugungsarbeit geleistet.
Während die Auseinandersetzung in den vergangenen Monaten zum Teil in hochemotionaler Art und Weise geführt worden war, verlief die Diskussion am Donnerstag sachorientierter.
"Ich bin überzeugt, dass die Schenkung eine gute Sache für Kaarst ist", meinte CDU-Vorsitzende Dorothea Zillmer. Das Kunstwerk des Kaarster Künstlers Burkhard Siemsen beziehe drei Religionen ein und demonstriere Toleranz. "Das Glasgemälde ist eine große Bereicherung. Wir arbeiten nicht mit Tricks und Kunstgriffen, um das rechtlich auf die richtige Seite zu stellen."
Doch genau das warf die Opposition der CDU vor: "Wir lehnen das Kunstwerk im Saal ab, weil es nur noch ganz wenig mit der ursprünglichen Idee zu tun hat. Es geht nicht um eine künstlerische Ausrichtung des Ratssaals", argumentierte Anja Rüdiger. Wenn man einen "genialen Coup" anzettele, solle man dazu stehen, so die UWG-Frau.
Die SPD lehnte die Schenkung vor allem aufgrund verfassungsrechtlicher Bedenken ab.
Auf viel Verständnis stießen die Worte von Yine Zhang (FDP): "Das Kreuz ist im Vergleich zu den anderen religiösen Symbolen sehr dominant. Wäre ich Moslem, fühlte ich mich verletzt", sagte der Buddhist.
"Bei der Darstellung von Religionssymbolen spielt man mit dem Feuer, mit Schwarzpulver." Sein Parteikollege Jörg Löhler fand den Entwurf zwar gelungen. Aber er habe erfahren müssen, wie das Bild auf andere wirke und deshalb seine Meinung geändert.
Christian Gaumitz (Grüne) betonte: "Es gibt Räume, die Neutralität brauchen. Man sollte die religiösen Symbole nicht missbrauchen." Vom Bürgermeister sei er fachlich und juristisch enttäuscht. Der habe sich in der Sache dem Landrat als Aufsicht gegenüber nicht neutral verhalten, so der Vorwurf.
Der Kompromissvorschlag, das Kreuz-Kunstwerk etwa in der Rathaus-Galerie aufzuhängen, fand bei der CDU keinen Anklang: "Ist die inhaltliche Kritik ausgehebelt, nur wenn das Kunstwerk woanders hängt? Die Logik erschließt sich mir nicht", erklärte Dorothea Zillmer.
Die Grünen schlugen schließlich vor, die Wand mit einem Stadtwappen auszustatten, ein Vorschlag, mit dem sich letztlich auch die CDU arrangierte.
Das vom Zentrum aus dem Landgericht Düsseldorf gerettete Kreuz - Auslöser der wochenlangen Debatte - soll an anderer Stelle einen Platz im Rathaus finden. Das fand auch die Zustimmung des Zentrums-Vorsitzenden Josef Karis.