Kaarst: Leerstände besser nutzen
Angela Hafner hat eine Leerstandsanalyse erstellt. Besonders schwierig ist die Lage in Holzbüttgen.
Kaarst. "In einem Umkreis von zehn Kilometern rund um Kaarst stehen 1,4 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer." Das sagt Angela Hafner. Sie hat in den vergangenen Monaten eine Leerstandsanalyse für Kaarst erstellt. Mit Hilfe eines Onlineportals für freistehende Wohn- und Gewerbeflächen ist ein gut zwei Zentimeter dickes Dokument entstanden, das genau aufführt, wo und wieviele Büro-, Lagerflächen und Produktionsstätten in Kaarst darauf warten, verkauft oder vermietet zu werden.
"Wenn ich sehe, was unsere Politiker planen, scheint es, als ob da ein großer Informationsmangel herrsche", ärgert sich Hafner. Bei einer Sitzung im Planungs- und Verkehrsausschuss im vergangenen Dezember hatte sie nach einer Leerstandsanalyse gefragt. Die Antwort war negativ. Also setzte sie sich selbst hin und analysierte.
Mit dem Ergebnis konfrontierte sie nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch alle Fraktionen. "Drei Parteien haben mir daraufhin angeboten, bei ihnen im Ausschuss mitzuarbeiten und in ihre Partei einzutreten", sagt Hafner. Sie hat abgelehnt. Stattdessen wartet sie, wie die Verwaltung auf ihre Analyse reagiert.
Auch Dieter Güsgen von der Wirtschaftsförderung hat das Zahlenwerk erhalten. Er sagt: "Wenn man unabhängig vom Zehn-Kilometer-Radius nur die leerstehenden Büroflächen von Kaarst zusammenzählt, kommt man auf 27. In Meerbusch sind es 65."
Ohnehin sei die Zahl der Leerstände in Kaarst eher unterdurchschnittlich im Vergleich zu anderen Städten. Eine Ausnahme bilde Holzbüttgen, dort stehen schon seit Jahren mehrere Flächen leer, darunter drei größere Immobilien. Sowohl für den XXL-Markt, als auch den Getränkemarkt und das TSK-Sportcenter sei derzeit keine Änderung in Aussicht.
Nach Ansicht von Angela Hafner lassen sich Probleme mit Leerständen jedoch nicht nur auf Holzbüttgen reduzieren. Sie verweist auf den Neubau an der Gustav-Heinemann-Straße im Kaarster Zentrum, für den sich noch immer kein Mieter gefunden habe. "Weil die Stadt augenscheinlich nicht weiß, was auf dem Markt passiert." Ihrer Ansicht nach sollte die Stadt gerade in Zeiten knapper Kassen vorhandene Ressourcen nutzen, bevor Kultur- und Ackerland für neue Projekte vernichtet würden.
Die Stadt scheint anderer Ansicht zu sein und wirbt für Baugrundstücke für Mehrfamilien-, Reihen- und Einfamilienhäuser, die an der Hubertusstraße in Büttgen entstehen sollen.
"Derzeit stehen weniger als 100 Häuser oder Wohnungen in Kaarst leer", sagt Güsgen, erst Mitte 2009 sei die Lage analysiert worden. Das Ergebnis entspreche einem Wert, wie ihn andere Städte auch aufweisen würden. Die Nachfrage nach Gebrauchtimmobilien und Baugrundstücken sei schwankend, "aber vor dem Hintergrund des demografischenWandels müssen wir auch jungen Familien etwas bieten."