Kaarst: Neue Kirche für Generationen

1957 wurde St. Martinus feierlich geweiht. Diakon Norbert Schmitz war als Kind dabei.

<strong>Kaarst. Für Diakon Norbert Schmitz war es ein besonderer Tag. Auch 50 Jahre später hat er noch lebhafte Erinnerungen an die zweitägigen Feierlichkeiten zur Einweihung von St. Martinus. "Es wurde extra ein schmaler Streifen rund um die Kirche asphaltiert, damit der Bischof sie umgehen konnte", erinnert er sich. Dann klopfte der Kölner Weihbischof Joseph Ferche an die Kirchentür. "Sie öffnete sich. Auf dem Boden im Inneren war Sand gestreut worden. Darauf zog der Bischof feierlich ein Kreuz, und es folgte die Salbung der zwölf Säulen", berichtet Diakon Schmitz, der als Neunjährige die feierliche Zeremonie miterlebte und wenig später in der neuen Kirche die Heilige Kommunion empfing. "Die Feierlichkeiten hinterließen einen tiefen Eindruck bei den Gläubigen, die das Gotteshaus bis auf den letzten Platz füllten. Eine Kirchweihe hatten Generationen nicht mehr erlebt", schrieb 1957 die Kirchenzeitung des Erzbistums Köln.

Alt St. Martinus wurde für die wachsende Gemeinde zu klein

Der Spatenstich war eineinhalb Jahre zuvor, am 13. November 1955, erfolgt. 1952 war die Idee eines Neubaus wieder aufgegriffen worden. "Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Planungen für eine neue Kirche. 160 000 Goldmark hatten die Kaarster gesammelt", erzählt Diakon Schmitz. Denn für die wachsende katholische Kirchengemeinde Kaarst wurde Alt St. Martin zu klein.

Die romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert, das älteste Bauwerk der Stadt, war zuletzt in den 1880er Jahren erweitert worden. "Zunächst hielt das Erzbistum noch an einem Anbau fest, erteilte dann schließlich doch den Segen für einen Bau auf einem neuen Areal", weiß Schmitz.

Eine Delegation besichtigte darauf Gotteshäuser im Kölner Raum und in Westfalen. "Denn wie sollte die neue Kirche aussehen? Man entschied sich für eine mit Hallencharakter, die Ähnlichkeit zu einer römischen Basilika aufweist." Den Entwurf und die Planung übernahm der Neusser Architekt Wilhelm Gilges.

"Im Inneren sollte vor allem ein freier Blick zum Altar gewährleistet sein. Damals unüblich: der Altar wurde nicht an der Wand, sondern im Raum platziert."

Die Finanzierung des Gebäudes übernahm das Erzbistum, aber für die Innenausstattung musste die Kirchengemeinde sorgen. "Man muss sich mal in die Zeit zurückversetzen. Sieben Jahre nach dem Krieg und nachdem die Kaarster ja schon gespendet hatten, waren sie noch einmal gefragt. Heute würde so etwas wohl scheitern", glaubt Diakon Schmitz. Aber dem damaligen Pfarrer Otto Krott gelang es, die Kaarster zum Spenden zu animieren. "Er hatte immer wieder betont, die neue Kirche ist unser gemeinsames Projekt."