Kaarster inspizieren das Asylheim
Rund 150 Interessierte haben sich beim Tag der offenen Tür die neue Wohnanlage genau angesehen.
Büttgen. Eine Willkommenskultur für Flüchtlinge will die Stadt Kaarst fördern und stärken. Daher hatte sie zum Tag der offenen Tür ins neue Flüchtlingswohnheim nach Büttgen geladen. Das Konzept scheint aufzugehen: Trotz hochsommerlicher Temperaturen und letzter Schulferienwoche kamen rund 150 Interessierte, um sich die Räume anzusehen.
„Wir wollen, dass jeder sich selbst davon überzeugen kann, wie die erste Unterkunft in Kaarst aussieht, und wie wir die Flüchtlinge empfangen“, sagte Bürgermeister Franz-Josef Moormann. Überwältigt von der Unterstützung seitens der Kaarster Bürger zeigte sich auch Anneli Palmen, SPD-Ortsvereinsvorsitzende und Vorsitzende des Sozialausschusses der Stadt Kaarst. „Wenn wir so weitermachen, dann wird Kaarst ein Musterbeispiel sein bei der Aufnahme von Flüchtlingen“, sagte sie und bedankte sich bei Spendern, Anwohnern und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern. „Wie man sehen kann, ist dieses Wohnheim kein Luxusgebäude, sondern eine Notunterkunft — aber eben auch kein Ghetto“, so Palmen. 15 Schlafräume mit jeweils drei Feldbetten, Gemeinschaftsräume sowie sanitäre Anlagen stehen in den Containerbauten zur Verfügung. Bezugsfertig sei das Heim ab kommenden Freitag, sagte Frank Schnitker von der Zentralen Fachstelle für Wohnungsnotfälle. Wenige Tage später werden dann wohl die ersten Flüchtlinge einziehen.
268 Flüchtlinge sind derzeit in Kaarst gemeldet. Die Zahlen werden aber deutlich steigen, wie Moormann den Besuchern erklärte. „Die Ankunftszahlen, die uns im März prognostiziert wurden, sind deutlich übertroffen worden“, sagte er. So hieß es, dass das Land NRW im Juli wohl 7000 Flüchtlinge pro Monat aufzunehmen habe. „Jetzt wissen wir: Jede Woche im Juli kamen 5000 Flüchtlinge.“
Daher seien weitere Maßnahmen erforderlich — auch in Kaarst, so Moormann. Die zweite Flüchtlingsunterkunft entsteht derzeit in Vorst. Zudem wurde zum 1. Juli Susanne Enkel als psychosoziale Betreuerin für Flüchtlinge bei der Stadt angestellt. Gemeinsam mit Ute Walter von der Flüchtlingshilfe der evangelischen Kirche in Kaarst kümmert sie sich um Menschen in Not. Kritische Stimmen habe sie beim Tag der offenen Tür kaum gehört. „Es gibt in Kaarst eine sehr wohlwollende Willkommenskultur“, so Enkel. Dabei sah das im Frühjahr noch ganz anders aus, als Anwohner der Straße „Am Kaufmannskreuz“ einen Bürgerantrag gegen den Bau des Flüchtlingswohnheims gestellt hatten, der Hauptausschuss jedoch abgelehnt wurde. Auch Moormann zeigte sich nach dem Tag der offenen Tür am Donnerstagabend erleichtert: „Gut, dass wir das Tor aufgemacht haben.“
Mit einem solchen Andrang und einer derart positiven Resonanz habe er nicht gerechnet. Misstrauen oder Kritik habe auch er kaum erfahren. Mit der älteren Dame, die zunächst seine Begrüßung lautstark unterbrochen und sich über die Containerbauten mokiert hatte, habe er sich später sogar noch unterhalten. „Wir haben uns darüber ausgetauscht, wie man richtig baut“, so Moormann.