Kaarster wollen Frühschoppen ausrichten
Nachdem die Stadt den Bürgerfrühschoppen abgesagt hatte, wollen Privatleute, Vereine und Firmen den Empfang im Januar finanzieren.
Kaarst. Er ist eine Tradition seit 37 Jahren. Nun soll der Bürgerfrühschoppen am 7. Januar 2017 ausfallen. Weil die Grundlage eines genehmigten Haushaltes fehlte, hatte die Verwaltung nach der Ratssitzung am Donnerstag entschieden, den Neujahrsempfang der Stadt abzusagen.„Es wäre eine Tragödie, wenn diese Veranstaltung nicht stattfinden würde. Es war immer eine schöne Gelegenheit für Kaarster Vereine sich in angenehmer Atmosphäre zu präsentieren. Es wäre eine Schande, das wegen der Querelen zwischen Rat und Verwaltung aufs Spiel zu setzen. Deshalb haben wir uns sehr schnell entschieden, die Kosten für den Bürgerfrühschoppen zu übernehmen und die Veranstaltung damit zu sichern“, sagt Markus Albiez vom Vorstand des Kunstverein Nordkanal.
Damit steht der Kunstverein nicht allein. Auch der Verein Kaarster gegen Fluglärm setzt sich für den Fortbestand des traditionellen Bürgerempfangs ein. „Wenn jeder Verein nur 100 Euro beisteuert, müsste der Bürgerfrühschoppen zu stemmen sein.
Wir sind auf jeden Fall dabei“, sagt der Vorsitzende Werner Kindsmüller. Für Patrick Schappert von Grobi TV ist klar: „Wir lassen nicht zu, dass der Bürgerfrühschoppen kippt. Wir übernehmen die Kosten.“ Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus ist vom Engagement der Kaarster begeistert. „Gleich nach Bekanntwerden der Absage haben mich Angebote von Vereinen und Privatleuten erreicht, die den Wegfall des Bürgerfrühschoppens nicht akzeptieren wollen und sich für dessen Ausrichtung engagieren“, sagt sie. So wollten sich auch etwa die St. Sebastianus Schützenbruderschaft und die SG Kaarst einbringen. „Und Konrad Wilms hat mit seiner Flüchtlingsgruppe ebenfalls sein Mitwirken zugesagt. Dazu kommen noch einige weitere Kaarster Persönlichkeiten, die ihre Hilfe angeboten haben.
Neben den finanziellen Aufgaben gibt es ja auch noch eine Reihe Arbeiten, die es zu erledigen gilt. Helfende Hände sind ebenso wichtig wie materielle Unterstützung. Ich freue mich sehr über dieses bürgerschaftliche Engagement“, so Nienhaus. Inwiefern sich die Hilfsangebote der Vereine und Privatleute nun in die Realität umsetzen ließen, müsse in der Verwaltung koordiniert und entschieden werden. „Wir müssen einfach abklären, wie das ablaufen kann“, sagt die Stadt-Chefin. Der Verwaltungsrat tage am Dienstag und würde sich dann auch mit der Ausrichtung des Bürgerfrühschoppens beschäftigen.
Schon in der Ratssitzung am Donnerstag hatte die Stadt-Chefin immer wieder darauf hingewiesen, dass eine Vertagung des Haushaltsentscheids spürbare Konsequenzen haben werde. Mehrfach hatte sie an die Ratsmitglieder appelliert: „Geben Sie Kaarst, geben Sie den Bürgerinnen und Bürgern einen Haushalt.“
Doch das Gremium hatte sich mehrheitlich für den Antrag des Fünfer-Bündnisses ausgesprochen, und die Entscheidung über den Haushalt 2017 auf seine Sitzung am 23. März vertagt. „Ich muss jetzt sehr restriktiv vorgehen. Wenn kein Haushalt vorliegt, kann ich Entscheidungen über freiwillige Leistungen nicht treffen“, so Nienhaus. Anneli Palmen von der SPD bedauert die Entscheidung. „Wenn der Kämmerer meint, das Geld für den Bürgerfrühschoppen nicht aus der Haushaltskasse entnehmen zu können, ist das eine Entscheidung, die wir akzeptieren müssen“, sagt sie.
Der politische Wille zum Neujahrsempfang der Stadt sei allerdings da. „Ich erinnere mich, dass eine Fraktion in den Hauptausschuss den Antrag eingebracht hatte, die Mittel für den Bürgerfrühschoppen zu kürzen. Der Antrag ist abgelehnt worden. Das ist doch ein klares Bekenntnis zu der Veranstaltung“, so die SPD-Vorsitzende.
Grünen-Chef Christian Gaumitz bezeichnet die Absage des Empfangs im Albert-Einstein-Forum als „bockige Reaktion“, die in der Sache nicht weiterführen würde.