Kaarsterin reitet wie die Cowboys
Lara Schrage (14) nimmt als Westernreiterin an Wettkämpfen teil.
Holzbüttgen. Es sieht einfach lässig aus: Die eine Hand hält den Zügel, die andere ruht auf dem Oberschenkel. Die Reiter tragen Jeans und Chaps, karierte Blusen und dazu gerne einen Stetson-Hut. Die Pferde kommen meist kompakt, ausdauernd und wendig daher. Das Quarter Horse George ist darüber hinaus richtig hübsch und Lara Schrages ganzer Stolz. Seit vergangenem Sommer ist er Freizeit- und Turnierpartner für die 14-jährige Westernreiterin — ihn zu bekommen, war gar nicht so einfach.
„Ich bin mit meiner Trainerin Lena Wolff und meinem Vater nach Italien geflogen, um bei einer Züchterin zu schauen. Es war Liebe auf den ersten Blick, auf George habe ich mich gleich wohlgefühlt.“ Weil die Ergebnisse der Ankaufsuntersuchung gegen den Kauf sprachen, versuchte sie, sich ihr Traumpferd aus dem Kopf zu schlagen, ritt halbherzig andere Pferde zur Probe und brach dann ab. „Ich wollte kein anderes Pferd“, sagte Lara Schrage und behielt Recht: Denn die Untersuchungsergebnisse wurden vertauscht, George ist kerngesund und belastbar.
Schon einen Monat nach Georges Ankunft in Deutschland trat das neue Gespann beim ersten Wettbewerb an, bei den German Open ritt Schrage mit 41 weiteren Teilnehmern ihr erstes Pleasure-Turnier mit ihm und landete insgesamt auf Platz 15. „Ein toller Erfolg nach so kurzer Zeit“, findet auch Mutter Christina Schrage, die ihrer Tochter die Pferdeliebe in die Wiege gelegt hat.
Jetzt beginnt das Training für die kommende Saison, die im April startet: Die NRW Challenge, Doppelshow, German Open und Q17 stehen auf dem Programm. „Es ist anspruchsvoll neben der Schule drei bis vier Trainingseinheiten unterzubringen“, sagt Christina Schrage, die ihre Tochter ebenso wie Vater Jörg unterstützt und regelmäßig zum Stall im 80 Kilometer entfernten Ober-Elvenich fährt, wo Trainerin und Pferd auf Lara warten. „In Kaarst und Umgebung ist Westernreiten nicht verbreitet, in vielen Ställen, in denen Englisch geritten wird, sind wir auch nicht unbedingt gerne gesehen“, weiß die Mutter. Immerhin unterscheiden sich die Reitstile ziemlich. Doch gerade diese Unterschiede faszinieren Lara Schrage. „Beim Westernreiten laufen die Pferde am losen Zügel und nicht so gezwungen. Es ist natürlicher für das Tier, außerdem sind die Disziplinen abwechslungsreicher.“ Bei den Turnieren sei die Atmosphäre lockerer, es gebe Musik, es darf gepfiffen und geklatscht werden.
„Vergnügen bedeutet allerdings nicht, dass keine Arbeit dahintersteckt“, betont die GBG-Schülerin. „Westernreiten ist Leistungssport, und ich trainiere im Fitnessstudio meine Beine und meine Kondition, damit ich stark genug bin, um einen Wettbewerb durchzuhalten.“