Karneval in Neuss Neusser wollen den Zug nachholen
Neuss. · Seit dem frühen Morgen bangten die Jecken, ob der Kappessonntagszug stattfindet. Nach der Absage feierten sie trotzdem kräftig.
30 Jahre lang war Waltraud Beyen die einzige Novesia, die keinen Kappessonntagszug erleben durfte. Diesen traurigen Rekord stellte Novesia Conny I. (Breuer-Heck) jetzt ein – und einen neuen auf: Sie wird die erste Novesia, die einen Kappeszug nachholt. „Alle sind dafür“, sagt Zugleiter Ralf Dienel, der am Sonntag um kurz vor 12 Uhr den Umzug abblasen musste. Für Mittwoch ist das KA-Präsidium mit Verwaltung, Polizei und Rettungsdiensten zur Terminfindung verabredet.
Bürgermeister Reiner Breuer hofft, dass die Wiederholung „möglichst zeitnah“ stattfinden kann. Die Zollstraße, die ab Aschermittwoch für mindestens zwei Monate zur Baustelle werden wird, sei bei diesen Erwägungen ohne Relevanz: „Wir bekommen auch einen anderen Umzug hin.“ Es gebe schon Terminvorschläge für den März, ergänzt Dienel. Rücksicht auf die Fastenzeit müsse man nicht nehmen, denn aus diesen 40 vorösterlichen Abstinenz-Tagen sind die Sonntage ausgenommen.
Die Entscheider tauschten
sich seit 6 Uhr früh aus
Seit sechs Uhr früh am Sonntag war um die Frage gerungen worden, ob der Zug zieht oder nicht. Alle bewegliche Aufbauten von den Wagen entfernt, die Ladung gesichert. An der neuen Halle begann auch pünktlich die Aufstellung der Wagen, denn, so Winni Jaspers von „Blau Rot Gold“, „sonst schaffen wir das nicht.“ Sogar eine Probefahrt mit einem einzelnen Wagen bis zur Bauerbahn, der ohne Zwischenfall gelang, wurde unternommen. Trotzdem entschieden Zugleitung und Stadtverwaltung dann doch, den Zug aus Sicherheitsgründen abzusagen. Auf der Furth war da schon ein Baum umgefallen, meldete die Feuerwehr, zudem gab es die Nachricht von einem losen Gerüst am Zugweg. „Man konnte gar nicht anders entscheiden“, sagt Ordnungsdezernent Holger Lachmann.
Prinz Bernd I. hat Verständnis
für die Absage des Zugs
„Zwischen Bangen und Hoffen“, beschreibt Prinz Bernd I. (Heck) die Stunden bis zum endgültigen Abbruch. Stadt und KA hätten alles versucht, den Zug zu retten, am Ende aber richtig entschieden, sagt der trotzdem enttäuschte Prinz. „Wenn wir nachziehen, sind wir natürlich dabei“, versprach Conny I.
Die Tollitäten trösteten sich bei der Kappesparty, und auch viele Andere, die vergeblich auf den Zug gehofft hatten, suchten und fanden ein trockenes Plätzchen. Die Stadt- und Prinzengarde mit Helga Driesen an der Spitze etwa ging bei ihrem Quirinussternträger Oliver Lebidoa ins Quartier, der für die Garde das Papst-Johannes-Haus öffnete. Und gut 140 junge Leute von der Pfarrjugend St. Cornelius um Deniz Bal und Mika Hadeler hielten auf dem Weg in die City einfach in der Durchfahrt des Obertores an und feierten dort ihre ganz eigene Party.