Kreissynode plant die Kirche im Jahr 2030
Digitalisierung, Flashmobs vor Rathäusern und Lieder sollen künftig den Glauben stärken.
Neuss. Der rege Austausch und das fröhliche Miteinander in der Kreuzkirche in Gnadental ließen am Samstag schon etwas von der Zukunftsvision eines lebendigen Gemeindelebens wahr werden: „Der Evangelische Kirchenkreis Gladbach-Neuss als Gemeinschaft von Gemeinden im Jahr 2030 — eine Zukunftswerkstatt“ lautete das Thema der Ordentlichen Kreissynode, zu der sich Vertreter der 23 Gemeinden eingefunden hatten.
Unter Leitung von Superintendent Dietrich Denker erarbeiteten die Teilnehmer ausgehend von sieben Punkten ein Erscheinungsbild der evangelischen Kirche im Jahr 2030. „Heute geht es nicht um die Realität, sondern welche Kirche wir in zwölf Jahren haben wollen“, erklärte Denker. Das sei zwar eine anstrengende und gewöhnungsbedürftige Methode, jedoch getragen von gutem Willen, Ideen und Projekte zu sammeln und in Gruppen weiterzuentwickeln.
Die Kirche der Zukunft ist für die Synodalen eine organisierte, effizient arbeitende und lebendige — und das strahlt sie auch aus. Moderne Medien fördern die Gemeinschaft und wirken der Vereinzelung entgegen. Dicke Papierberge gehören der Vergangenheit an. „Unsere Vision: Jeder sitzt hier mit einem Tablet“, so Denker. Die Bibel als Schrift des Glaubens soll die Kraft der Worte spürbar werden lassen. Menschen sollen (wieder) über ihren Glauben sprechen und als Gläubige erkennbar sein. Für die Ökumene bemüht die Synode das Bild eines Hauses für alle Religionen: Jede hat ein eigenes Zimmer und gemeinsam wird die Welt gestaltet — das Ganze wird von Akzeptanz und dem Willen zur Zusammenarbeit getragen.
Im postsäkularen Zeitalter können Aktionen an weltlichen Orten wie ein Flashmob in einem Rathaus mit gemeinsamem Singen Menschen den Glauben entdecken lassen. Ihre politische Verantwortung nehmen evangelische Christen im Handeln und Debattieren miteinander und mit anderen wahr. „Ich vergleiche das mit einem Lied: Wir singen öffentlich und sind erkenn- und hörbar“, sagte Denker.
Die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen bedeutet eine lebendige Gestaltung mit Strukturveränderung. „Der Weg dahin ist ein Weg der kleinen Schritte“, sagt der Superintendent. In zwölf Jahren dürfe man das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Welche Schritte in 2017 schon gegangen wurden, zeigten die ausgelegten Segensspuren, die von Gott geschenkte Zeit erkennbar werden ließen: ein Plakat „Hochzeitsfeier“ zur Fusion der Friedenskirche Mönchengladbach und Kirchengemeinde Hardt, ein handgeschriebenes Evangeliar als Geschenk der katholischen Glaubensgeschwister des Bistums Aachen zum Reformationsjubiläum oder ein altes Telefon als Vertreter der ökumenischen Telefonseelsorge in Neuss. Es wurde ein Wettbewerb zur Umsetzung der Zukunftsprojekte ausgelobt. Die Siegergemeinde kann das Preisgeld zur Durchführung eines Projekts einsetzen.