Landesgartenschau im Rheinpark?
Unternehmer Werner Küsters sieht Bewerbung als Chance für Neuss. BUND kritisiert Pläne.
Neuss. Der durchschnittliche Neuss-Besucher besichtigt normalerweise das Quirinusmünster und das Clemens-Sels-Museum. Das könnte im Jahr 2019 anders aussehen.
Denn mit einer Landesgartenschau würde die Stadt neue Gäste anlocken. Zwar gibt es bislang keine konkreten Pläne; ein Projekt dieser Größenordnung auszurichten, findet aber durchaus Befürworter.
Dazu gehört auch der Neusser Gartenbauer Werner Küsters, der durch seine langjährige Arbeit im Vorstand der Bundesgartenschau-Gesellschaft viel Erfahrung mitbringt. „Da kann man Stadtmarketing vom Feinsten machen. Neuss hat das Zeug dazu“, sagt Küsters und ist sicher, dass eine Bewerbung aus Neuss Erfolg haben könnte.
„Eine Gartenschau ist keine Blümchenschau. Die Leute haben Spaß daran, ihre Stadt zu verschönern. Es entsteht ein Wir-Gefühl, das hat Bürgerwert“, meint er. Die Gartenschau sei ein Instrument für eine ökologische und soziale Stadtentwicklung.
„Eine Gartenschau schafft eine neue Wertmarke für das bebaute Umfeld. Neuss steht im Schatten der umliegenden Großstädte. Wenn man keine Visionen hat, muss man sich nicht wundern, wenn andere Städte uns den Rang ablaufen“, sagt der Unternehmer.
Die Idee einer Neusser Bewerbung ist nicht neu, doch 2005 ließ man das Vorhaben aus finanziellen Gründen wieder fallen. „Man kann auch eine wirtschaftliche Schau machen. Es ist ja schon sehr viel Substanz vorhanden“, sagt Küsters.
Auch für SPD-Ratsherr Ingo Stolz wäre eine Landesgartenschau ein absoluter Gewinn. Er will das Projekt nach besten Kräften unterstützen. Bereits 2010 hatte er einen entsprechenden Antrag gestellt, der im Umweltausschuss damals keinen Anklang fand. „Die Stadt Grevenbroich hat durch die Landesgartenschau 1995 enorm gewonnen. Warum soll das für Neuss nicht ebenfalls klappen?“ fragt Stolz.
Herzstück einer Landesgartenschau könnte der Rheinpark in Verbindung mit dem Rennbahnpark werden. „Thematisch ist da auch viel für die Römerstadt Neuss drin“, glaubt der SPD-Mann und hat noch andere Ideen: „Man könnte den alten Naturhafen in Gnadental einbinden, einen Shuttlebus zum Botanischen Garten einsetzen oder mit dem Gemüseanbau der Bauern im Hammfeld einen Schwerpunkt setzen.“ Die gesamte Stadt mit ihren Grünstrukturen müsste einbezogen werden.
Ingeborg Arndt, Grünen-Ratsfrau und BUND-Vorsitzende im Kreis, sieht kaum eine Chance für eine Landesgartenschau in Neuss und kritisiert die Pläne scharf: „Wenn jemand glaubt, dass es sich beim Rheinpark um ein nutzloses Stück Rheinvorland handelt, das in ein Gartenparadies umgestaltet werden kann, der hat keine Naturkenntnis.“
Vor der Euroga 2002 war Arndt Teilnehmerin an Workshops, die an einer naturnahen Gestaltung des Rheinparks mitwirkten. Durch eine Gartenschau würde eine bestehende Naturlandschaft im Rheinpark zerstört.
Gerade die Flächen der ehemaligen Sprengstofffabrik seien sensibel, hier seien damals zahlreiche neue Biotope geschaffen worden, so die BUND-Sprecherin. Eine Gartenschau macht aus ihrer Sicht wenn überhaupt nur auf einer ehemaligen Brachfläche der Industrie Sinn. „Vielleicht auf dem ehemaligen Case-Gelände?“, regt sie augenzwinkernd an.