Landrat will eigene Polizeibehörde behalten
Neuss/Rhein-Kreis. Alte Spekulationen erhalten neue Nahrung: Dem Rhein-Kreis Neuss droht angeblich der Verlust seiner Polizeibehörde. Eine Expertenkommision mit mehreren Polizeipräsidenten befürworte neben weiteren Veränderungen die Schließung von 31 der insgesamt 47 Polizeibehörden in NRW.
Das berichtet die „Bild“-Zeitung, ohne dafür ihre Quelle offen zu legen.
Die Polizeiarbeit im Rhein-Kreis würde demzufolge wohl von einem der verbleibenden benachbarten Großpräsidien in Mönchengladbach, Düsseldorf oder Köln organisiert. Ähnliche Pläne hatte bereits der damalige NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD) im Jahr 2005. Er konnte diese aber nicht durchsetzen.
Das Blatt zitiert Arnold Plickert, Chef der Gewerkschaft der Polizei, zu den offenbar wiederbelebten Überlegungen: „Bei einer Reduzierung auf 16 Großbehörden wären die Bürger in den ländlichen Bereichen die Verlierer, da die Polizeidichte dort zwangsläufig abnehmen würde.“ Ein Vertreter der Deutschen Polizeigewerkschaft in NRW war gestern nicht zu erreichen.
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (CDU) erteilte den Gedankenspielen vorsorglich eine Absage. Sollte der Rhein-Kreis seine eigenständige Polizeibehörde verlieren, wäre das in Augen von Petrauschke schlichtweg „eine Katastrophe“. Für den Landrat, in Personalunion auch Polizeichef, ist „nicht die Anzahl der Behörden wichtig“, sondern es zähle nur die Effektivität — und die sei bei der Polizei im Rhein-Kreis überdurchschnittlich hoch. Wer dem Rhein-Kreis die eigene Polizeibehörde nehme, der nehme eine Verringerung der Polizeipräsenz vor Ort in Kauf und reduziere letztlich die Sicherheit der Bürger.
Nach Einschätzung von Petrauschke treibt Bündnis 90/Die Grünen die Überlegungen zur Polizeireform voran, insbesondere deren Parteimitglied Hubert Wimber, der amtierende Polizeipräsident in Münster. Ihm sei aber nicht bekannt, dass die Kommission ein Papier vorgelegt habe.
Zuletzt waren Pläne bekanntgeworden, die Neusser Autobahnpolizei aufzulösen. Die Wache, die derzeit noch bei den Kollegen in der Behörde an der Jülicher Landstraße untergebracht ist, soll 2016 den Rhein-Kreis verlassen. Die Beamten werden zum Teil nach Hilden und nach Mönchengladbach versetzt. Diese beiden Wachen teilen sich auch das Einsatzgebiet auf Neusser Autobahnen auf. angr/lue