Stadt braucht neue Daten für Regenwasser-Gebühren
Der Abwasserbetrieb plant, 15 000 Bürger anzuschreiben, damit sie aktuelle Angaben zu versiegelten Dach- und Bodenflächen und zum Regenwasser machen.
Grevenbroich. Grundstücksbesitzer sollten schon mal Zollstock oder Maßband bereitlegen. Der Abwasserbetrieb der Stadt will im Sommer rund 15 000 Grundstückseigentümer anschreiben lassen und neue Daten für die Niederschlagswassergebühr erheben. Die Bürger sollen Auskunft über ihre versiegelten Dach- und Bodenflächen geben und wo das Regenwasser hinfließt. Eine Konsequenz: Bei der Neuberechnung der Gebühr könnten sich die Kosten für den einzelnen ändern.
Frank Möller, kaufmännischer Betriebsführer
1997 hatte Grevenbroich eine getrennte Abwassergebühr für Schmutzwasser (heute 3,10 Euro je Kubikmeter) und für Regenwasser eingeführt. Je Quadratmeter versiegelter Fläche werden 1,79 Euro fällig, wenn der Regen in den Kanal geleitet wird. Versickert das Wasser etwa im Garten oder wird es in einer großen Regentonne aufgefangen, können Flächen gebührenfrei bleiben.
Das Problem: Die von den Bürgern gemeldeten Daten im Rathaus entsprechen zum Teil nicht mehr der Realität. In 18 Jahren hat sich so einiges verändert. „Da wird etwa eine Terrasse angebaut und vergessen, dies der Stadt für die Abwassergebühr mitzuteilen“, nennt Frank Möller, kaufmännischer Betriebsführer des Eigenbetriebs, ein Beispiel. Möller betont: „Es geht nicht um die Erzielung von Mehreinnahmen, sondern um Gebührengerechtigkeit, um die Verteilung des vorhandenen Aufwandes für das Abwassernetz. Der Einzelne soll nicht mehr zahlen, als er an Kosten verursacht.“
Die Stadt will dafür einen Schnitt machen: Komplett neue Daten sollen her. Zusammen mit einem Fachbüro wurde bereits ein einfacherer Fragebogen erarbeitet — der bisherige ist so unübersichtlich, dass leicht Fehler passieren können. Auch mit der Datenerhebung soll ein Experte beauftragt werden. „Mit eigenem Personal können wir die Erhebung nicht leisten“, so Möller. Der Betriebsausschuss soll am Mittwoch die auszuschreibenden Leistungen beschließen.
Klar ist: Zum Nulltarif gibt es die Aktion nicht. „Wir haben 200 000 Euro eingeplant, wollen aber deutlich darunter bleiben“, so Möller. Durch die Bestandsaufnahme soll die Gebühr nicht steigen — möglich machen dies laut Möller Kostenreduzierungen an anderer Stelle bei den Abwasserkosten.
Nach wie vor sollen die Bürger die versiegelten Flächen selbst melden. „Das beauftragte Büro wird aber die Plausibilität anhand vorhandener Angaben und von Luftbildaufnahmen prüfen“, so der Betriebsführer. In die Gebührenkalkulation sollen die neuen Daten 2016 oder 2017 einfließen. „Gründlichkeit geht vor Eile.“
Unklar ist laut Verwaltung auch noch, ob es beim Bonus für wasserdurchlässiges Öko-Pflaster bleibt — dafür werden derzeit 30 Prozent der sonst üblichen Gebühr berechnet. „Damit muss sich noch der Ausschuss befassen“, erklärt Möller.