Leder Göbbels muss schließen
Nach mehr als 80 Jahren in der Grevenbroicher Innenstadt macht das Traditionsgeschäft zu.
Grevenbroich. In der Grevenbroicher Fußgängerzone geht eine mehr als 80-jährige Ära zu Ende: Das an der Kölner Straße beheimatete Traditions-Geschäft Lederwaren Göbbels schließt für immer seine Türen. Inhaber Willibert Göbbels ist schwer erkrankt und kann den Laden nicht mehr weiterführen. Am morgigen Samstag beginnt der Räumungsverkauf.
Den Grundstein für den Betrieb legte Willy Göbbels, der im Jahr 1932 einen Laden an der unteren Kölner Straße eröffnete. Kunden waren zu dieser Zeit vor allem Schumacher und Schuster, die mit Leder, Sohlen und Absätzen zu Großhandelspreisen beliefert wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg Sohn Willi Göbbels mit in den Betrieb ein. Er erweiterte das Angebot des zwischenzeitlich zum Markt umgesiedelten Betriebs und fuhr in den Wirtschaftswunder-Jahren mit dem Auto über Land, um seine Produkte anzubieten. Dabei lernte er seine künftige Frau Käthe kennen, die Tochter eines Allrather Schumachermeisters war.
Der Betrieb siedelte abermals innerhalb der Innenstadt um und fand sein neues Domizil an der Kölner Straße. Das damals noch kleine Häuschen wurde in den 1950er Jahren aufgestockt und um eine für damalige Verhältnisse großzügige Wohnung und ein entsprechendes Ladenlokal erweitert. Letzteres war für den Schuhmacherbedarf zu groß, so dass das Sortiment um Lederwaren wie Reisetaschen und Koffer erweitert wurde. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1977 baute Sohn Willi das Angebot noch weiter aus. Die Geschäfte liefen gut und anlässlich der Landesgartenschau wurde 1994 nochmals kräftig umgebaut.
Nach Bundeswehrzeit und Ausbildung kam Sohn Willibert Göbbels mit in den Betrieb. 2002, nach einer Erkrankung des Vaters, übernahm er das Geschäft. Zum Sortiment des Lederwarenhandels gehören seit Jahren Klompen aus Holz, die sich vor allem bei den Mitgliedern der Heimatvereine großer Beliebtheit erfreuen. Eine Besonderheit: Mit Göbbels und Schnorrenberg konnte die Innenstadt den Kunden zwei Lederwarengeschäfte nebeneinander bieten. Man respektierte sich und versuchte, sich mit Sortiment und Marken nicht ins Gehege zu kommen. „Oft hat man sich sogar gegenseitig geholfen“, schildert Familienmitglied Victor Göbbels.
Weil der Juniorchef schwer erkrankt ist, kann das Geschäft nicht fortgeführt werden. Da die Kinder sich beruflich anders orientiert haben, hat sich die Familie für eine Schließung entschieden. Was aus dem Geschäftshaus werden wird, steht noch nicht fest. Sowohl eine Vermietung als auch ein Verkauf des Hauses ist möglich. Wirtschaftförderer Ulrich Held bedauerte die Schließung gestern: „Das ist außerordentlich schade. Gut geführte Lederwarengeschäfte im Familienbetrieb werden immer seltener. Selbst in größeren Städten sind sie so gut wie nicht mehr zu finden.“